Normalerweise mixen Teki Latex und DJ Orgasmic bereits in ihrem Repertoire verankerte Tracks, neuere und ältere, thematisch, enzyklopädisch oder biographisch fokussiert, für Radioshows, Podcasts und andere Gelegenheiten. Für die aktuelle Labelcompilation sind sie den umgekehrten Weg gegangen und haben Producer aus ihrem Umfeld um neue Tracks gebeten. Die haben sich mächtig ins Zeug gelegt – herausgekommen ist ein Sack voll potentieller Hits. Allen 20 Exclusives gemein ist die Lust an der Zuspitzung ihrer zwar jeweils verschieden disponierten, aber samt und sonders clubaffinen Soundästhetiken, die keinerlei Gegenwehr dagegen leisten, sich mit Attributen wie edgy und urban auszeichnen zu lassen. Anders gesagt: Wirklich Dubstep ist nur wenig hier, aber den Schuss haben alle gehört. Bereits der Opener, Martel Ferdans Ambient-Tune „Weir Skimmer“, legt die Latte auf Rekordniveau, dem mag kaum jemand nachstehen, nicht die implodierenden, verstolperten Macrobeats von Air Max ’97 mit dem Post-Grime-Track „Storm Water“; nicht Dolines „Percolator“-Hommage „Levee Dancers”, nicht die Vogue-Szenen-Größe Vjuan Allure mit „I Am Delivert” und schon gar nicht Ratchett Traxxx mit seinem Labeldebüt „Warrior“. Techno-Fixpunkte kommen von Matthias Zimmermann mit „Bill“ (funky, und mit kurzen Samples auf eine Art housig-erfrischend, die an Acts wie Akufen oder auch Ark und Krikor erinnert), Truncate mit „51“ (fließend am Übergang von Euphorie zu Melancholie) und Cardopusher mit „Possession“ (perkussives Chicago-Detroit-Crossover). Eines der Merkmale einer Ausnahme-Compilation ist ein Track, der alle anderen Hits noch überragt: Diese Rolle übernimmt hier der Instant-Pop-Charme des Minimal-Wave-meets-Subbass-Tracks „Gurgle 101” von Koyote & Too Smooth Christ, der in diesem Jahr das werden könnte, was Fatima Yamahas „What’s A Girl To Do“ für 2015 war. Weitere Highlights: Der imperative, unwahrscheinlich zwingende Druck des Bassmusik- und Technohybriden „Drum Beat For Teki“ des amerikanischen Producers Beau Thigpen alias Helix, das grandiose, futuristische „Boy Racer“ von Loom, Murlos beatloses, nachhaltig faszinierendes Miniatur-Drama „Low Pressure“, die das Halftime-Tempo unterlaufende Quirligkeit von Joe Howes „Fusilli” und das fantastische, wie im Schwarzpulverdampfnebel der jungen Neujahrsnacht stochernde „8u88le“ von Track ID. Beeindruckend, wie sie das auf der ersten Mix-CD des Labels ineinanderschieben – allein als DJ-Mix beansprucht SND.PE Vol. 05 Höchstwertungen. Mit dieser Compilation belegt das französische Imprint seinen hohen Qualitätsanspruch und festigt seinen Ruf als Benchmark – einmal mehr präsentiert sich Sound Pellegrino als Label, das man auf der Rechnung haben sollte.
Stream: Diverse – SND.PE Vol. 05