Der in Berlin lebende Londoner Dax J ist mit Goldie sowie Bad Company aufgewachsen und legte schon mit 15 bei einem Piratensender auf. Ab 2005 veröffentlichte er auf Drum’n’Bass-Labels bis er auf Ibiza Techno entdeckte und in seine Produktionen grade Beats einbaute. Der speziellere Dreh seiner frontalen, hochenergetischen Tracks liegt oft darin, dass er die monotonen, in sich gekehrten Bass Music-Grooves mit klassischen House und Techno-Elementen verbindet. Sie erzeugen eine Art Fenster nach draußen: Bei seinem Hit „D1“ ist das eine sparsame, einprägsame Dub-Figur, bei „Zion“ eine tolle, mitreißende Acid-Spur, bei „From The Grave“ erzeugen lyrische, detroitige Flächen ein Gegengewicht zu den martialischen Grooves. Auf seinem Debütalbum verzichtet er auf dieses vermittelnde Scharnier. Statt auf die Erzählformen des Clubbing setzt er seine Tracks (wie Actress oder Vatican Shadow) in die Klammer der Klangkunst, der Beat ist nicht bloß Aufforderung zum Tanz, sondern (auch) klangliche Abstraktion. Hochenergetisch ist seine Musik nach wie vor. In diesem elektronischen Punk marschieren die Grooves wie apokalyptische Reiter, die Sounds tummeln sich zwischen den Beinen der Pferde wie zähnefletschende Jagdhunde. Die enorme Spannung wird nicht in Arrangements weiterentwickelt und aufgelöst, sondern in den Loops fixiert. So meint man, die Tracks stehen kurz vor dem Zerbersten. Dieser Hypermaterialismus ist eine so beeindruckende wie düstere Angelegenheit. Nerdige Neugierde steigert sich zur aufgekratzten Paranoia. Ibiza ist da nicht mehr im Mix.
Stream: Dax J – Shades Of Black LP (Snippets)