burger
burger
burger

SAGA Der Beginn einer medialen Revolution?

- Advertisement -
- Advertisement -

Update: Dryhurst hat die Funktionalität des Systems bewiesen, indem er uns eine auf uns zugeschnitte Videonachricht in ein bereits existierendes Video eingebaut hat – siehe unten.

Mal angenommen, die besorgten Bürger™ dieses Landes würden ein House- und Techno-Blog betreiben, deine Musik dort posten und sogar noch Werbung daneben schalten, sprich: Jemand, mit dessen Ideologien du dich nicht identifizieren kannst und willst, verdient an deiner Kunst mit – und du siehst keinen Cent. Dein Problem: Da du deine Musik öffentlich hochgeladen hast und der Embed-Code theoretisch allen frei zugänglich ist, müsstest du sie entweder aus dem Netz nehmen oder die Share-Optionen drastisch einschränken – oder aber juristischen Aufwand mit ungewissem Ausgang auf dich nehmen. Kurzum: Du wärst der/die klare VerliererIn in dieser Situation, denn entweder wird deine Musik vereinnahmt oder aber du beschränkst selbst deren Verbreitung. Wie aber wäre es, könntest du genau bestimmen, wo und in welcher Form deine Videos und Tracks online gehen?

Diesem Gedanken ist Mathew Dryhurst, unter anderem als Kollaborateur von Holly Herndon bekannt, nachgegangen. Am Ende seiner Überlegungen steht das Publishing- und Hosting-Framework Saga, das nun über das Online-Journal aCCeSsions vorgestellt wurde. Dryhurst verspricht, dass KulturproduzentInnen mit Saga einerseits wieder die Macht über ihre Werke (wieder-)erlangen und eventuell davon profitieren könnten.

Wer nämlich über Saga gehostete Videos einbettet und mit nebenbei geschalteter Werbung Geld verdient, kann von den MacherInnen des Videos auf kreative Art zur Kasse gebeten werden. “Für tumblr-Teens aus England kannst du die ersten 500 Plays gratis machen und dann (das Video) sich dramatisch selbst zerstören lassen oder mit Bildern von grasenden Kühen ersetzen”, schlägt Dryhurst beispielsweise vor.” Zugleich können über eingeblendete Emoticons – zur Auswahl stehen aktuell “happy”, “love” und “angry” – oder selbstverfasste Texteinblendungen Botschaften übermittelt werden, die nicht im Originalvideo vorhanden sind und jeweils an die Umgebung angepasst werden.

Vor allem scheint Dryhurst damit Ausbeutungsmechanismen im Internet entgegenwirken zu wollen. “Diese einfache Logik fordert den dominanten Modus des Webs heraus, einer Landschaft in welcher Plattformen und Interessengemeinschaften von den fixen Werken profitieren, die andere umsonst bereit stellen”, erklärt er. “Unsere Arbeit existiert auch ohne diese Plattformen fröhlich weiter, eben diese Plattformen aber würden ohne unsere Arbeit nicht existieren. (…) Wir haben die Macht und schaffen den Wert, weshalb wir vielleicht anfangen sollten, die Konditionen zu bestimmen.”

Im Klartext bedeutet das: Wenn wir über die Groove-Seite dein Video einbinden und du das über das Backend von Saga mitbekommst, könntest du uns und unserer Leserschaft per Video ein “happy”- oder “love”-Emoticon einblenden lassen, wenn dir unsere Unterstützung gefällt. Wenn es aber eben doch die besorgten Bürger™ wären und du gar nicht damit einverstanden wärst, könntest du denen per Video deine Meinung dazu sagen, dass sie eure Musik für ihre Zwecke verwenden. Das Risiko tragen in diesem Fall die Multiplikatoren, sprich all diejenigen, die auf Saga gehostete Videos auf ihren Seiten einbetten.

Dryhurst räumt in seiner Ankündigung ein, dass die mobile Ansicht von ebenso wie die Einbindung auf Facebook noch nicht ideal laufe, verspricht aber an 1.0-Version weiterzuarbeiten. Über GitHub kann der gemeinsam mit Fawid Rashid entwickelte Code heruntergeladen werden. Für Feedback ist Dryhurst über Twitter zu erreichen.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.