Alte analoge Synthesizer werden, wenn sie heute zum Einsatz kommen, gern schon mal als Indiz für eine Vergangenheitsfixierung gewertet. Zu Unrecht: Bei Gibson-Gitarren tut das ja auch niemand. Dass der Produzent Joe McBride alias Synkro jetzt – nachdem er in seinem Akkord-Projekt gemeinsam mit Indigo für harsch-metallische Klangpunktierungen gesorgt hat – auf seinem Debütalbum vorwiegend sanfte, flächige Synthesizer-Muster zu Gehör bringt, liegt unter anderem an den Gerätschaften, die bei ihm zum Einsatz kommen: ein Roland Juno-6 und ein SH-101 vom selben japanischen Hersteller. Die Töne, die er ihnen entlockt, lassen jedoch kaum auf eine Beschwörung vergangener Epochen der elektronischen Musik schließen. Er hat sich vielmehr inspirieren lassen von elektronischen Vorbildern aus Krautrock- und Berliner Schule-Tagen wie Popol Vuh, Klaus Schulze oder Tangerine Dream, ohne sie zu imitieren. Die Stimmen-Samples etwa lassen mehr an Bassmusik-Kollegen wie Burial als an ferner zurückliegende Zeiten denken, für die Nummern mit „echtem“ Soul-artigen Gesang gilt das ebenso. Synkro ist auf Changes ganz in der Gegenwart, auch wenn sich diese nur ansatzweise im Club abspielen mag. Sofern seine Musik, wie er selbst sagt, die Zukunft verändern sollte, sehen wir womöglich entspannten Zeiten entgegen. Und das wäre nicht das Schlechteste.
Stream: Synkro – Changes (Apollo)