Chris Roman kommt angeblich aus Seattle und gibt als größte Inspiration für seine Produktionen unter den Ziffern 214 seine Umgebung an, die er auch im Artwork seines zweiten Albums North Bend festgehalten hat. Das wird ihm so leicht niemand glauben. Denn zumindest Romans kosmische Hausnummer lässt sich der Postleitzahl einer mythenumwobenen Unterwasserwelt zuweisen, die uns als Drexciya bekannt ist. Sein cleaner, exzellent produzierter Electro-Entwurf geizt nicht mit Referenzen auf das legendäre Duo. „Pickles And Mints“, „Binaural Affirmation“ und „Windom Earle“ könnten Drexciya-Fans gut und gerne als unveröffentlichte Archivaufnahmen untergeschmuggelt werden. Nicht allein, weil sie deren Klangästhetik von der klatschenden Snare bis hin zu brodelnden Unterwasser-Acid-Basslines perfekt nachahmen, sondern weil sie ein ziemliches Feingespür aufweisen. Roman taucht zwar im Fahrwasser von James Stinson und Gerald Donald durch deren Soundkosmos, zeigt aber genug eigenen Charakter. Vor allem die satten Flächen, mit denen Roman die sonst eher knochige Genrepoetik aufpeppt, garantieren für Wiedererkennungswert. North Bend formuliert über seine 50 Minuten zwar eine deutliche Hommage, steht dabei jedoch sicher auf den eigenen Beinen. Ob nun auf dem Boden der Tatsachen oder aber in futuristischen Welten – geschenkt.
Stream: 214 – North Bend (Album-Teaser)