Nick Höppner entdeckt Folk für sich. So mit Rotweinflecken auf der Cordhose und Dauerträne im Knopfloch? Nicht ganz. Folk singt die Volksweisen der Berliner Techno- und House-Subkultur, die sich – Höppner meint: zum Glück – über die letzten Dekaden kaum verändert hat. Feiert er etwa die Stagnation? Ja. Denn anders als im Folk ginge es nicht um die Diskrepanzen zwischen Individuum und Gesellschaft, sondern um das Für- und Miteinander der Community. Idealistisch, gar utopisch klingt das. Dementsprechend beschwingt, gar träumerisch klingt das Debütalbum des Panorama Bar-Residents. Seine windschiefe These vom urbanen Tribalismus croont in einem eindeutig Berliner Dialekt mit mal breitem Chicagoer, mal dezentem Detroiter Zungenschlag. Sanft ist das, vor allem in „No Stealing“, dem breakigen „Airway Management“ oder dem behäbig dahin stapfenden „Grind Show“. Knackig geht es aber auch: „Mirror Image“ greift Electro-Sounds auf, „Come Closer“ möchte House-Anthem-Alarm auslösen und „Relate“ stampft mit Verve. Allein, die Rave-Gutmütigkeit nimmt Folk auch die Spitze: So richtig zünden will es nicht. Etwas mehr Ellbogenfett und Fortschrittswille würde nicht nur Folk, sondern auch Folk gut tun.
Stream: Nick Höppner – Folk (Snippets)