Texte: Daniel Fersch (DF), Maximilian Riedel (MARI)
In den vergangenen Wochen haben wir in loser Folge die Hoffnungsträger 2015 vorgestellt: Zehn talentierte Künstlerinnen und Künstler, von denen die Redaktion überzeugt ist, dass sie in diesem Jahr ihren Durchbruch feiern werden. Doch was wurde aus den Newcomern, denen wir im vergangenen Jahr Großes zugetraut hatten? Wir haben uns auf ihre Spur begeben und stellen das Ergebnis unserer Recherchen in zwei Teilen vor. Den Anfang machen Helena Hauff, Leibniz, Roosevelt, Konstantin Sibold und Tessela.
Helena Hauff
Für Helena Hauff und ihre anarchistische Interpretation elektronischer Tanzmusik gab es 2014 nur eine Richtung: nach oben. Ihren Groove-Podcast vom Beginn des vergangenen Jahres hörten bisher mehr als 17.000 Menschen, und ihre DJ- und Live-Auftritte (solo oder mit Partnern, aber immer mit analogen Drumcomputern) finden längst nicht mehr nur im Hamburger Golden Pudel Club statt, sondern auch in größeren Läden und auf Festivalbühnen in ganz Europa. Auf ihre Debüt-Single bei Werk Discs folgten 2014 drei Solo-EPs und zwei weitere Veröffentlichung als Teil des Duos Black Sites. Mit der „Shatter Cone“-EP für das Schweizer Label Lux landete sie sogar auf Platz eins der DJ-Charts unseres diesjährigen Januar/Februar-Heftes. Das neue Jahr brachte neben dem Start ihres eigenen Labels Return To Disorder die Veröffentlichung des Kassetten-Albums A Tape mit frühen Hauff-Stücken. Unmittelbar bevor steht das Erscheinen ihrer zweiten Werk Discs-Single, das „richtige“ Albumdebüt soll bald darauf folgen. „Rough, schmutzig und ein bisschen kalt“ werde es klingen, verspricht Hauff im Interview für die aktuelle Ausgabe der Spex. (DF)
Stream: Helena Hauff – The First Time He Thought, He Died
Leibniz
Zugegeben, noch konnte Leibniz seine namhafte Philosophen- und Backwaren-Konkurrenz nicht von den vorderen Plätzen der Google-Suchergebnisse verdrängen. Doch die beiden 2014er EPs von Moritz Paul sind, Suchmaschinen-Platzierung hin oder her, aller Ehren wert. Sowohl die vier Stücke für das Uncanny Valley-Sublabel Shtum als auch die ungestüme EP für Ortloff bestätigen die Rolle des Leipziger Produzenten als Hoffnungsträger – auch wenn die Suchalgorithmen das noch nicht ganz wahr haben wollen. (MARI)
Video: Leibniz – YouAndMe
Roosevelt
Dass Marius Lauber 2014 fleißig an seinem Debütalbum bastelte, dürfte den Fans der großen Indiepop-trifft-House-Hoffnung nicht entgangen sein. Auf Instagram dokumentierte der Kölner seine Fortschritte zwischen DJ- und Live-Auftritten fotografisch – von der Einrichtung eines neuen Studios bis hin zur Aufnahme von Instrumental-Parts. Anfang Dezember meldete er schließlich Vollzug: Das erste Roosevelt-Album ist fertig und soll schon „sehr bald“ erhältlich sein. Wie es klingen wird, ließ sich Anfang 2015 bei einer Roosevelt-Minitour in Bandbesetzung unter anderem in Hamburg und Berlin erahnen. (DF/MARI)
Konstantin Sibold
Für Konstantin Sibold schloss sich Ende 2014 ein Kreis, als sein Remix des Stücks „Deep Into Neon“ von DJ Yellow & Flowers And Sea Creatures erschien. Denn schließlich begann der atemberaubende Aufstieg des Stuttgarters Mitte 2013 mit einer ersten Remix-Arbeit für das französisch-kanadische Trio mit dem fürchterlich langen Künstlernamen. Sibolds Neubearbeitung von „No One Gets Left Behind“ landete in der Folge auf Platz zwei der Remix-Charts in der Groove-Leserpoll 2013, der Produzent selbst wurde von unseren Lesern zum Newcomer des Jahres gewählt. 2014 kam der Schwabe mit diesem Hintergrund endgültig in der ersten Liga der Remixer an und wurde unter anderem von Lana Del Rey, Röyksopp und GusGus gebucht. Eigene Originalstücke waren im vergangenen Jahr dafür rarer gesät, die Labels auf denen sie erschienen, sprechen aber Bände über Sibolds gestiegenen Status. So stehen ein Gastauftritt auf der Cocoon-Compilation sowie eine Single für Mojuba und ein Beitrag für das japanische Label Mule Musiq zu Buche. Vor allem die beiden letzteren Veröffentlichungen können dabei als eine Art Deep-House-Ritterschlag für Sibold gelten. (DF)
Stream: Konstantin Sibold & Telly – I’m In Need (Mojuba)
Tessela
Ed Russell arbeitete 2014 weiter konsequent an seinem eigenwilligen Techno-Entwurf unter den Vorzeichen der britischen Rave-Tradition. Dabei trat er im vergangenen Jahr auch öfter als Remixer in Erscheinung, vor allem für Gleichgesinnte wie das Livity Sound-Kollektiv aus Bristol oder den Londoner Techno-Brutalisten Perc. Seine Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Produzenten Nozinja schlug dann im Februar 2015 Brücken über kontinentale Grenzen hinweg. Gerade erschien seine dritte EP für R&S Records, die wieder mit großartigen Rhythmus-Variationen aufwartet. (DF)
Stream: Tessela – Bottom Out