Zwischen den raunenden Düstermännern und Sequenzer-House-Stoikern, die den Output des New Yorker Labels L.I.E.S. dominieren, nehmen sich die feingeistigen Produktionen Gunnar Haslams (ein Pseudonym, das den argentinischen magischen Realisten Jorge Luis Borges zitiert) fast schon zu subtil und hintergründig aus. Nach seinem dunkel-technoiden Debüt Mimesiak fokussiert sein zweites Album mit dem wunderlich psychologisierenden und ebenfalls von Borges geborgten Titel Mirrors And Copulation ambiente Momente zwischen subkutanem Rauschen und hochkonzentrierter Stille. Was ihn mit Labelkollegen wie Shadowlust, Florian Kupfer oder Delroy Edwards verbindet ist eine experimentelle wie raue, von frühem House gelernte Produktionsästhetik, die Reibungen, Verzerrungen und Schmutz schonungslos offenlegt, bisweilen sogar feiert. Im Spannungsfeld von körnigem Sounddesign und psychedelischer Deep-Listening-Erfahrung erfindet Haslam eine ganz eigene Variante von Dark Ambient. Ein unverhofft grandioser Hybrid aus ernsthaft intellektuell vergrübelter Klangkunst á la Thomas Köner und grimmig bassigem Entropietechno á la Actress wie im Track „Camare Aperte“ ist in diesem Rahmen genauso stimmig und selbstverständlich wie die dubbigen Arpeggio-Kaskaden des Openers „Meter By Me, Sybil”.
Stream: Gunnar Haslam – In Argo Teurano