Die Prämisse für ein Projekt wie Atari Teenage Riot existierte wohl nur in den ausgehenden achtziger beziehungsweise beginnenden neunziger Jahren. Damals ließ sich die Welt noch bequem in Dualismen – Kommunismus versus Kapitalismus, Links gegen Rechts und Subkultur wider den Mainstream – auflösen. Die da oben und die am rechten Rand – das waren die Feinde, Zusammenhalt und Fortschrittlichkeit die Lösung. Heute ist das nicht mehr so simpel. Slogans wie „If you want it all / just take it!“ wirken fehl am Platze, Predigten über den digitalen Überwachungsstaat umso mehr. Soviel Wahres sie auch kreischen: Atari Teenage Riots Diskursanalyse ist unterkomplex und abgeschmackt, die Schlachtrufe von Alec Empire, Nic Endo und MC Rowdy Superstar zwar nett gemeint aber hohl. Es lässt sich nichts so einfach resetten. Anderes zu propagieren ist nicht visionär, sondern illusorisch. Dazu verwechselt das Trio Digital mit Happy Hardcore, klingt nach den eigenen Epigonen: irgendwas zwischen Ed Banger und Brostep. Ist das der Soundtrack, zu dem frustrierte Kids ihre IKEA-bemöbelten Zimmer zerlegen? Dröhnt das durch die Headsets Mate-süffelnder HacktivistInnen? Lässt sich damit ein Demowagen bestücken? Oder läuft da nicht stattdessen Skrillex? Geht ähnlich nach vorn, kommt aber ohne das patronisierende Geschrei daher.
Stream: Atari Teenage Riot – Reset