John Tejada ist einer der großen Einzelgänger der elektronischen Tanzmusik. In seiner sechzehn Alben und zahllose Maxis umfassenden Discografie hat er eine leicht melancholische Indiepop-Sensibilität mit dem Drive von Techno und House verschmolzen. Mit seinem enormen Synthesizer- und Effektgerätepark hat er der Clubmusik ungekannte klangliche Schattierungen und emotionale Nuancen abgerungen. Auf Cleaning Sounds Is A Filthy Business von 2008 und dem Nachfolger What lieferte er sein finales Statement in Bezug auf das Micro-House-Genre ab, das er miterfunden hatte. Auf Parabolas bearbeitete er vornehmlich den Deep-House der achtziger Jahre etwa von Larry Heard, auf The Predicting Machine beschäftigte er sich mit dem Electrosound dieses Jahrzehnts.
Auf dem neuen Album Signs Under Test stellt er die Eigenlogik der Synthesizer stärker als bisher in den Vordergrund und nimmt so einen Impuls der Szene um L.I.E.S. aus New York auf. Während bei L.I.E.S. jede Synth-Spur in ihrer Unberechenbarkeit und ihrem Wahnsinn Raum gegeben wird, und so fast immer ein offenes Ende, ein nicht aufgehender Rest entsteht, vermeidet Tejada jeglichen Anflug von Schrägheit, Enigmatik und Penetranz durch einen sehr dosierten, an Leerstellen reichen Umgang mit den Klängen. Stilistisch bringt er mit Detroit-Sound, Tech-House, IDM und Indiepop mehr Einflüsse zusammen als bisher. Wie gesagt wird dabei jegliche Spannung immer ganz und gar aufgelöst. Wo man sich bei L.I.E.S. oft fragt, was das jetzt genau soll, bleiben hier keine unbeantworteten Fragen. An Tejadas Tracks gemessen hat viel aktuelle Clubmusik etwas Forderndes, Aggressives, ja fast Gewalttätiges. Tejada ist dagegen ein Zen-Mönch. Was er absorbiert, gibt er auch restlos wieder ab.
Stream: John Tejada – Y 0 Why