Foto: Ashes57
Erstmals erschienen in Groove 151 (November/Dezember 2014)
„Ich bin in New Haven, Conneticut, aufgewachsen, das ist nicht weit von New York. Schon als Kind bin ich oft mit meinen Eltern in New York gewesen, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Mindestens einmal im Monat war ich dort. Ich habe nie das Gefühl gehabt, es sei weit weg. Später sind viele meiner Freunde auf die New York University gegangen und ich fing ebenfalls an, am City College Akkustische Kunst und Tontechnik zu studieren, also bin ich um 2006 herum nach NY gezogen. Nachdem ich einen Plattenvertrag bei Planet Mu bekommen habe, habe ich das Studium abgebrochen, ich brauchte das ja nicht mehr. Gewohnt habe ich in New York schon fast überall. Zurzeit wohne ich in Williamsburg, im New Yorker Bezirk Brooklyn.
„Eigentlich müsste ich nie rüber nach Manhattan, alles was ich brauche, ist hier in meiner kleinen Nachbarschaft.“
Mein Leben hier ist zwar eher ruhig, aber es ist ein tolles Gefühl, zu wissen, dass man jederzeit rausgehen und etwas unternehmen kann. Insbesondere Brooklyn ist da ganz toll. Eigentlich müsste ich nie rüber nach Manhattan, alles was ich brauche, ist hier in meiner kleinen Nachbarschaft und auch meine Freunde wohnen alle hier. Ich liebe das Multikulturelle, es gibt so viele verschiedene Menschen aus aller Welt, was sehr bereichernd ist für die Stadt. Was die Einkommensstruktur betrifft, gibt es leider weniger Abwechselung, denn die Stadt ist recht teuer. Wenn man es hier nicht schafft, hält man es nicht lange aus. Ich wünschte auch, es gäbe mehr Platz. Es gibt hier viele schöne Parks, leider sind fast alle überfüllt. Es gibt einen sehr schönen, kleinen Park am Ende der Domino Sugar Refinery. Die Aussicht auf die Williamsburg Bridge ist spektakulär, man kann dort auch den schönsten Sonnenuntergang beobachten. Leider wird dieser Park in ein paar Wochen zerstört, an der Stelle werden riesige Wolkenkratzer gebaut.
Ich verbringe die meiste Zeit hier im Viertel Fort Green, es gibt aber auch am Brooklyner Broadway bis hin zu Peter Luger’s Steak House sehr viele Restaurants und Coffee Shops, die wirklich super sind. Die Gegend ist sehr multikulturell, ein bisschen touristisch, aber sehr freundlich, es macht immer Spaß rauszugehen. Tagsüber gehe ich gerne ins Simple Café, die haben sehr gute Sandwiches. Ein absoluter Klassiker in New York ist der Reuben Sandwich, mit Corned Beef, Schweizer Käse, russischem Dressing und Sauerkraut. Meine Lieblingsbar ist das Donna, sie hat ein gehobenes Ambiente und klasse Cocktails, am liebsten trinke ich den Negroni. Seitdem ich ihn zum ersten Mal in Italien probiert habe, ist er mein Favorit geblieben.
Ab und zu gehe ich auch ins Kino, ins Nighthawk Cinema, da sitzt man an kleinen Tischen. Während des Films kann man Essen und Getränke bestellen, es ist wirklich super. Wenn ich nicht selbst auflege, gehe ich gerne in die Music Hall of Williamsburg, zuletzt habe ich da LE1F gesehen, er war unglaublich! Zuletzt habe ich im Cielo gespielt. Normalerweise ist der Laden sehr gehoben, mit Tischreservierung und sehr teuren Getränken. Es ist ein bisschen kitschig, vielleicht vergleichbar mit dem Watergate an Samstagen, doch montags ist es ganz anders. Da findet die Deep Space-Nacht von François K statt. Wenn er nicht in der Stadt ist, lädt er Freunde und Bekannte zum Auflegen ein. Die besten Clubs in Brooklyn sind das Verboten und das Output. Beide Clubs nicht so groß und haben einen super Sound. Ich habe dort sehr viele gute Nächte erlebt. Die Mischung der Leute stimmt auch, alle Nationen und alle sexuellen Präferenzen kommen zusammen um zu tanzen, die Stimmung ist immer super.
„Wenn man hier aber hart arbeitet, bekommt man auch den Respekt, den man verdient.“
Platten kaufe ich im Turntable Lab in Manhattan, da gehe ich am liebsten hin. Other Music ist auch sehr gut. Hier in Brooklyn gibt es das CO-OP 87, der Besitzer kennt sich unheimlich gut mit Musik aus. Der neue Rough Trade ist auch empfehlenswert, der Laden ist ziemlich groß und hat eine riesige Auswahl. Ich sehe mich in New York eher als Underground-Künstler, aber die Szene hier hat eine große Stimme. Natürlich wächst und verändert sie sich ständig, so wie die Stadt es tut – und ich gehöre dazu. Es gibt hier keinen Ort, wo sich alle Musikschaffenden treffen und alles besprechen. Die Leute sind mehr für sich, jeder versucht, es irgendwie selbst zu schaffen. Wenn man hier aber hart arbeitet, bekommt man auch den Respekt, den man verdient.“
Das Album In The Wild von FaltyDL ist bei Ninja Tune erschienen.
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