Als das Debüt von To Rococo Rot 1996 erschien, wurde es dem Post-Rock zugeordnet, weil es instrumentaler Rock war, der sich eher an Track-Strukturen, denn an Songs, orientierte. Genauer betrachtet, beackert das Trio seit fast zwanzig Jahren aber ein Feld zwischen dem düsteren Ende von Post-Punk und den zahlreichen elektronischen Experimenten, die in dieser Zeit und dieser Szene entstanden sind. Die Klangfarbenpallette changiert zwischen Grau und Schwarz und die auralen Gemälde sind so schön und differenziert, dass man den Gesang nie vermisst. Auf dem neuesten Album gibt es nun drei Stücke mit Gesang und den übernimmt kein geringerer als Arto Lindsay, seines Zeichens selber Post-Punk-Legende. In den vergangenen Jahren hat er sich verstärkt brasilianischer Pop-Musik zugewandt, in einer Rückkehr zu seinen Roots als Kind US-amerikanischer Missionare in Brasilien. Auf dem letzten Stück von Instrument hört man gar seine Trademark-Klangsplitter-Gitarre über einer kakophonischen Geräuschcollage. Die anderen beiden Songs sind leichter als die restlichen Stücke, zarte Pop-Miniaturen. Ansonsten dominiert der typisch minimale, elegant federnde Sound von Stefan Schneider und den Lippok-Brüdern. Synthie-Schwaden bahnen sich ihren Weg durch die Gitarrenschraffuren. Die Rhythmus-Sektion agiert zurückgenommen funky wie eh und je. Und die klaren, simplen Strukturen eröffnen Räume, wie es sonst nur Dub vermag. Tolles Album, wieder einmal.
Video: To Rococo Rot – Classify feat. Arto Lindsay