Sean Piñeiro ist ein Getriebener. Einer, den es nicht lange in Utrecht hielt und der auch New York sofort wieder in Richtung Europa verließ, nachdem er dort sein Studium der Komposition beendet hatte. Sein Debüt Saved Once Twice entstand an drei Orten: Brooklyn, Barcelona, Berlin. Zwar ist er kein Anthropologe geworden, aber die Methoden haben ihn nicht verlassen: Sean Piñeiro ist ein Sammler, soviel scheint von seiner Uni-Zeit in den Niederlanden hängen geblieben zu sein. Auf YouTube, im Werbefernsehen, in Filmen, Jazz- und Folk-Stücken oder klassischen Kompositionen forscht er nach Sample-Material. Denn Sean Piñeiro ist eben auch ein Schnipsler, der seinen Slo-Mo-R&B/Post-Dubstep-Crossover mit viel Knistern und verhallten Stimmchen krönt und bei dem selbst knappe House-Anleihen einen hauntologischen Touch, ein jenseitiges Flimmern verpasst bekommen. Ein Glückspilz ist Sean Piñeiro nicht, sondern ein Könner, weshalb es auch nur verständlich ist, dass ihn das von Christian Löffler – auch so ein Getriebener, ein Sammler und Schnipsler – mitbetriebene Label Ki Records vom Fleck weg signte, nachdem Piñeiro unaufgefordert ein Demo per E-Mail schickte. Hoffen wir, dass Piñeiro auch ein Arbeitstier ist und wir bald mehr von seinen schauerlichen Sample-Elegien zu hören bekommen.
Video: Sean Piñeiro – Grounds