William Doyle hat sich mit Stolen nicht nur eine amtliche Hipster-Adresse für sein Debüt ausgesucht, sondern sich auch noch nach den East India Docks in, genau, East London, benannt, in denen er in emotionalen Krisenzeiten Zuflucht gesucht hat und dabei den Ausweg aus dem Indie-Muckertum hin zu einer multi-instrumentalisierten Mischung aus James Blake, Sigur Rós und Joy Division entdeckte. Der Vergleich im Presse-Info mit The Postal Service ist vielleicht auch gar nicht so unpassend, bietet sich hier ja dann auch gleich die handliche Parallele zu Dntels Einzelgänger-Taten an. Das Debüt-Album besticht tatsächlich mit einer sympathischen Mischung aus herzzerreißenden Popsongs wie „Dripping Down“, „Looking For Someone“ oder „Heaven How Long“, sakralen Streicher-Orgel-Teppichen (wie bei den Variationen des Titeltracks) und Kombinationen genau dieser beiden Pole, wie bei „Song For A Granular Piano“, dessen Vocals sich wahrscheinlich nur so anhören, als wenn jemand die ganze Zeit am Pitch-Bend rumgefummelt hätte. Doyles Debüt schafft eine angenehme Balance zwischen schrulliger Distinktion und ironie- und schambefreiten Pop-Gesten, die nicht nur live sondern auch auf dem Album berühren.
Video: East India Youth – Looking For Someone