Detroit Techno ist eine Utopie im Klang. Wie an keinem anderen Ort auf der Welt eiferten die Musiker in der Elektronik-Szene von Amsterdam dieser Utopie nach. Anders in Den Haag. Auch die dortige Szene (mit Unit Moebius oder IF) verliebte sich in den Detroit-Sound, begeisterte sich aber genauso für die abseitigen, leicht campigen Clubmusiken, Italo-Disco etwa oder New Beat. Die Idee einer Klangutopie schien zu geschlossen, zu widerspruchsfrei und vor allem zu humorlos. Wie kaum ein anderer Musiker der Stadt hat Legowelt die Ambivalenzen zwischen dem Kult um die Maschinen und ihren Klängen und dem, was die Popkultur aus ihnen macht, ausgelotet. Für Legowelt liegt die Aussagekraft und Tiefe gerade im Cheesigen, Billigen, Gestrigen, Kitschigen. Ein Jahr nach dem gefeierten The Paranormal Soul erscheint schon sein nächstes Album, Crystal Cult 2080. Die hymnischen, ins melancholische gewendeten Melodien und die upbeatigen Grooves machten The Paranormal Soul zu einem Album aus einem Guss. Crystal Cult 2080 ist vielfältiger, zurückgenommener und electroider. Teile davon sind auf Reisen durch Kalifornien und Japan entstanden. In Tokyo kaufte Legowelt den legendären Digitalsynthesizer Roland JV2080. Das ‚Crystal’ im Albumtitel bezieht sich auf den Germanium Crystal Compressor, den er selbst gebaut hat. Trotzdem sind die Geräte weniger Thema als bisher. Der Blick scheint jetzt nach innen gerichtet, Legowelts kryptischer Pop erinnert an The Other People Place. Die Tracks wirken gelöst, abgeklärt, gegenwärtig. Es scheint, als sei der Kult um die Synthesizer zum Spiegel für Legowelts eigenes reales Leben geworden.
Stream: LEGOWELT – Crystal Cult 2080 (Album Preview)