Als „Jagdrevier, Quelle unserer Kreativität und Umschlagplatz für Zwischenmenschlichkeiten“ beschreibt Jan Delay die Eigenarten des Plattenladens und fungiert neben Chuck D von Public Enemy als Gesicht des diesjährigen Record Store Days. Der einmal jährlich stattfindenden Huldigung des Schwarzen Goldes haben sich im deutschsprachigen Raum fast 200 Läden angeschlossen. Diese laden am Samstag, den 19. April 2014, mit zahlreichen Instore-Gigs und -Happenings zum feuchtfröhlichen Stelldichein, um in unserer zunehmend digitalisierten Welt das musikhungrige Publikum einmal mehr hinter dem Rechner hervorzulocken. Denn welches 30-Sekunden-Snippet im halbgeöffneten Browserfenster kann schon den Diskurs und das Kräftemessen mit dem Plattenverticker des Vertrauens oder das erwartungsvolle Durchstöbern der prallgefüllten Regale – egal ob Neuheiten oder Second Hand – ersetzen? Neben den DJ-Gigs und Live-Performances spielt eine von Jahr zu Jahr größer werdende Menge exklusiver Veröffentlichungen auf Vinyl die Hauptrolle am RSD. Wir haben uns für euch durch die Liste der erscheinenden Platten gewühlt und stellen an dieser Stelle die 15 spannendsten vor.
Kai Alcé – NDATLTD EP (Kolour Ltd.)
Drei groovige US-House-Nummern von NDATL-Labelhead Kai Alcé, die frohlockend vor sich hin zwitschern.
Stream: Kai Alcé – NDATLTD EP
Bonobo – Get Thy Bearings (Late Night Tales)
Zum RSD wird die bereits auf Bonobos Late Night Tales-Compilation vertretene Cover-Version von Donovans „Get The Bearings“ aus dem Jahr 1968 inklusive Instrumental nochmals als Single-Auskopplung auf 10-Inch-Vinyl erhältlich sein.
Video: Bonobo – Get Thy Bearings
Disclosure – Apollo (Island)
Die Durchstarter des vergangenen Jahres, Disclosure, präsentieren mit dem bisher unveröffentlichten „Apollo“ einen ersten Appetizer zur groß angelegten Special Edition ihres Debütalbums Settle, die neben eben dieser RSD-Single auch zahlreiche neue Remixe von Künstlern wie TEED, Paul Woolford, Larry Heard oder DJ Premier enthalten wird.
Stream: Disclosure – Apollo
Diverse – Dance Mania: Revival Traxx (Strut)
Nachdem im Februar mit der Hardcore Traxx-Compilation bereits eine große Retrospective des umfassenden Dance Mania-Katalogs bei Strut veröffentlicht wurde, erscheint mit Tracks von Drewsky alias DJ Deeon, Club Style und einer bisher unveröffentlichten Nummer von Rhythm II Rhythm zum RSD der nächste Leckerbissen für Freunde energiegeladener, roher House-Granaten.
Stream: Dj Deeon – Wigged Out
Diverse – Permanent Vacation Classic Vol. 1 (Permanent Vacation)
Die „Permanent Vacation Classic EP“ Nummer eins umfasst zwei ausgewählte Evergreens aus dem Kaltalog des in München ansässigen Labels, nämlich Todd Terjes Remix von Dolle Jolles „Baleraric Incarnation“ aus dem Jahr 2008 und „Matilda’s Dream“ von John Talabot aus dem Jahr 2010 als exklusives RSD-Reissue.
Stream: John Talabot – Matilda’s Dream
Julia Holter – Don’t Make Me Over / Hello Stranger (Domino)
Zwei Coverversionen von Julia Holter finden auf dieser 7-Inch-Single zusammen, nämlich Don’t „Make Me Over“, im Original eine Kooperation von Dionne Warwick, Burt Bacharach und Hal David, und auf der B-Seite „Hello Stranger“ von Barbara Lewis, das bereits auf Holters vielbeachtetem Album Loud City Song aus dem vergangenen Jahr zu hören war. Melancholische Pop-Scharmützel mit Tiefgang.
Stream: Julia Holter – Hello Stranger
Paul Johnson – Better Than This (Frankie Knuckles Director’s Cut Classic Soul Mix) (Expansion)
Zwei Wochen ist es her, dass Frankie Knuckles, eine der wichtigsten Gründerfiguren der elektronischen Tanzmusik, viel zu früh verstarb. Mit „Better Than This“ veröffentlicht Expansion nun eine Remix-Platte, auf der Knuckles den Gesang von Paul Johnson als treibende, oldschoolige House-Nummer in Szene setzte und einmal mehr die Qualität unter Beweis stellte, für die er als „Godfather of House“ schon zu Lebzeiten den Legendenstatus innehatte.
Stream: Paul Johnson – Better Than This (Frankie Knuckles Director’s Cut Classic Soul Mix)
LCD Soundsystem – The Long Goodbye: Live At Madison Square Garden (Parlophone)
Wie bereits von James Murphy angekündigt gibt es nun endlich ein Release zur Abschiedsshow von LCD Soundsystem. Der Livemitschnitt vom Konzert aus dem Madison Square Garden erscheint in einer fünf Platten umfassenden Vinyl-Box.
Video: LCD Soundsystem – Losing My Edge (Live at Madison Square Garden)
David Lynch – The Big Dream Remix EP (Sunday Best)
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der exzentrische Filmemacher David Lynch mit The Big Dream seinen jüngstes Album und zeigte einmal mehr, dass er neben surrealistischen Meisterwerken für die Kino-Leinwand auch verstörend verspulte Blues-Lieder schreiben kann. Zum RSD schiebt er jetzt noch eine Platte hinterher, die neben den bereits digital erhältlichen Remixen von Bastille, Hot Since 82 und Yttling Jazz auch eine pompös inszenierte Interpretation von Moby enthält, die ohne Frage den Soundtrack zu Lynchs nächstem Film verkörpern könnte. Außerdem wird am 19. April auch Lynchs Album The Air Is On Fire als exklusives Reissue erstmals auf Vinyl erhältlich sein.
Stream: David Lynch – The Big Dream (Moby Reversion feat. Mindy Jones)
Oneohtrix Point Never – Commission 1 (Warp)
Daniel Lopatins Musik ist sphärisch, mutet irgendwie intellektuell an und wirft zahlreiche orchestrale Elemente durcheinander, die mit ausgedehnten Flächensounds und Gesang einhergehen. Musik für Film, Schauspiel und Performance die auf dieser drei Stücke enthaltenden 12-Inch-Single von Lopatin einmal mehr bis zum Äußersten gekitzelt wird.
Stream: Oneohtrix Point Never – Music For Steamed Rocks
William Onyeabor – What?! William Onyeabor Remixed (Luaka Bop)
Das Label Luaka Bop präsentierte mit den gesammelten Werken von William Onyeabor eine der packendsten Neuauflagen des vergangenrn Jahres. „Good Name“ avancierte zum heimlichen Clubhit und wurde von Tama Sumo und Prosumer rauf und runter gespielt. In der nun erscheinenden Remix-Auskopplung verpassen Künstler wie Daphni, Scientist, Hot Chip, John Talabot oder James Holden dem nigerianischen Synthesizer-Funk Onyearbors ein neues Gewand.
Stream: William Onyeabor vs. Hot Chip – Atomic Bomb
Alexander Robotnick – Vintage Robotnicks (Medical)
Eine Auswahl an frühen Singles, wie dem grandiosen „I Wanna Believe“ und bisher noch nicht auf Vinyl veröffentlichten Stücken von Maurizio Dami geben mehr als zehn Jahre nach der Rare Robotnicks-Compilation noch einmal einen Überblick über den Schaffensprozess von Alexander Robotnick. Volle Kanne Italo-House Power!
Stream: Alexander Robotnick – Vintage Robotnicks (Preview)
Seahawks – Paradise Freaks (Ocean Moon)
2009 machten Jon Tye und Pete Fowler alias Seahawks plötzlich von sich reden und fingen an, Musik am Fließband zu produzieren. Seitdem sind beachtliche acht Alben und etliche Singles entstanden. Das die Beiden immer noch nicht genug kriegen können, beweist ihr neuster Langspieler Paradise Freaks, den es auf pinkem Vinyl plus Bonus 7-Inch-Single geben wird. Balearisch kosmische Klänge für Fans von KLF’s Chill Out.
Seahawks – Drifting (feat. Peaking Lights)
Siriusmo – Jaja (Monkeytown)
Monkeytown beziehungsweise 50 Weapons gehören definitiv zu den Labels, die sich seit dem Start des RSDs im deutschsprachigen Raum Ende 2011 immer wieder mit exklusiven Platten eingebracht haben. Und genau wie 2011 ist Siriusmo mit von der Partie, der das Titelstück auf der A-Seite und eine Koproduktion mit Anstam auf der B-Seite zum Besten gibt.
Omar Souleyman – Jazeera Nights: Folk & Pop Sounds of Syria (Sublime Frequencies)
Omar Souleymans elektronische Version der traditionellen Dabke-Musik konnte durch sein von Four Tet produziertes Album Wenu Wenu im vergangenen Jahr auf einen Schlag einiges an internationaler Beachtung einheimsen. Zum RSD wird die bisher nur auf CD erhältliche Jazeera Nights-Compilation früherer Werke Souleymans (1995–2009) auf Vinyl wiederveröffentlicht.
Stream: Omar Souleyman – Hafer Gabrak Bidi (I Will Dig Your Grave With My Hands)