Wer House aus Dresden sagt, meint Uncanny Valley. Die Jungs und Mädels aus dem ehemaligen Tal der Ahnungslosen sorgen seit 2010 für kontinuierlich gute Veröffentlichungen und zeigen, dass Qualität mehr wiegt als das Festlegen auf Schubladen oder Konventionen. Die zwanzigste Platte wird nun extra gefeiert, dafür gibt es ein Labelshowcase mit zwölf Tracks auf drei Scheiben verteilt. Aber auch neue Freunde des Kollektivs sind vertreten: RVDS & K’Alexi Shelby wärmen die Ohren mit „Art Of The Track“ als erstes im Acid-Galopp auf, während der Leipziger Filburt zart besaitet den Rausschmeißer macht. Sein „My Time“ ist ein perfekter Opfertrack, wie ein befreundeter DJ-Kollege liebevoll das letzte Lied der Nacht zwischen Licht anschalten und Besen auspacken im Club nennt.
Jakob Korn darf natürlich nicht fehlen, seit seinem 2013er Album You & Me ist „Der Don“ die erste Rückkehr zum Heimathafen. Massiv jackt er sich einem Höhepunkt aus überlagerten Strings am Rande des Nervenzusammenbruchs entgegen, die plötzlich zusammenzucken und Platz für die Neuentdeckung der Compilation machen: Götterkreis und Steve Kasper, die mit „Puli Kali (Rooted Dub)“ einen verspulten Zick-Zackmarsch durch das Percussiondickicht hinlegen und mit Dub-Effekten garnieren. Toll! Genauso wie Scherbe mit „Nuthin’ Wrong Here“, wo der Titel nicht ganz stimmen mag. Sneaker nimmt sich Optokopplers „Function“ in die Remixmangel und zeigt sein Gesangs- und Ironietalent. My puss, my dick, unser Spaß.
Später taucht Jakob Korn zum zweiten Mal mit Cuthead auf und jammt sich als Kornhead mit „Sur La Plage“ durch HipHop-Gefilde im Housegewand. In DC Productions‘ „Weltraumdiskothek“ kommt man nur per Anhalter, sie liegt am Rande des Universums. Dort treibt Sandrow M & K Chicos „Space Dancer“ sein Unwesen auf der Tanzfläche und zeigt Tanzmoves wie Ich-kenn-den-ganzen-Club und Hüftschwung in Zeitlupe. Eigentlich kann man jeden Track nur gernhaben, gerade weil das Spektrum einmal quer durch House und zurück reicht. Aber das war ja schon immer das Gute an Uncanny Valley: Hier ist man alles andere als ahnungslos, hier werden alle Housetraditionen gefeiert und gepflegt. Vielleicht sollte es Dresden mit diesem Soundtrack nochmal mit dem Weltkulturerbe versuchen!
Stream: Diverse – Uncanny Valley 20