Zwar hat Kris Wadsworth bereits im vergangenen Jahr ein beachtliches Debütalbum auf Get Physical vorgelegt, doch sein Langspieler für Hypercolour ist noch einmal ein großer Schritt nach vorne. Wadsworth zelebriert ein derb polterndes Klangbild und einen analogen Schmutz, der sich im gesamten Frequenzspektrum eingelagert hat und eine geheimnisvolle Anziehungskraft ausstrahlt. Die Tracks leben zumeist nur von sparsam eingesetzten Hi-Hats, die eine umso drückendere Wucht entwickeln, gerade weil sie nicht stereotypisch vom ersten bis zum letzten Takt totgepeitscht werden. Wenn sich aber für wenige Takte die voluminösen, alles überdachenden Hi-Hats über diesen grobkörnigen, faszinierenden House-Schmutz legen („Cock Soup“), wird deutlich, dass Wadsworth wie ein Sternekoch verfährt, der mit einer mikroskopisch dosierten Zutat den Gaumen aus den Angeln hebt. Dieses Prinzip wendet Wadsworth auch auf Hooklines und stehende Synthie-Flächen an. Wenn über einer glühend heiß blubbernden Vulkanlava-303-Bassline für wenige Takte kurze harmonische Akkordwechsel auftauchen („Hot Karl“), dann werden im Club diese bizarr erleuchtenden, allumspannenden Momente entstehen, die sich jeder sprachlichen Ausformulierung entziehen und die wahrscheinlich keine Kunst der Welt annähernd adäquat konservieren könnte, außer diese Musik selbst. Übrigens entzieht sich auch die am Ende dieses grandios ungehobelten Albums stehende, weltentrückte Drum’n’Bass-Maschinengewehr-Salve jedweder Beschreibung.
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