Krautrock bedeutet Zeitlosigkeit. In der Aufmerksamkeitsökonomie jedoch unterliegt er einem Schweinezyklus. Nach dem Hype der vergangenen Jahre ist der Markt nun übersaturiert. Zu viele Neu!-Zitate lassen dieser Tage eine Platte schnell alt aussehen. Roman Azzaro hantiert auf seinem Rouge Mécanique-Debüt Don’t Touch My Sister zwar mit kosmischen Klängen und jammigen Grooves. Der gebürtige Italiener bedient sich aber ebenso bei Italo Disco, Psychedelia und Spaghetti-Western-Soundstracks. Ganz so, als hätten Giorgio Moroder, Ennio Morricone und Sensations Fix sich im Kling-Klang-Studio eingesperrt. Da wo Kraftwerks Schatten schwebt, grüßen natürlich auch die Nachkommenschaften in Form von House- und HipHop-Elementen von Übersee zurück. Ein eklektizistischer Overkill? Absolut. Zumindest in der Gesamtheit dieser zehn Tracks. Die funkeln wie kostbare Perlen, wollen sich aber nicht auf eine Schnur fädeln. Hier schmeißen das New York der Siebziger die Arme in die Luft, dort rotzt Azzaro kurz vor dem Showdown in den Wüstensand und hebt dann vom Zodiak aus ins All ab. Allesamt ausgefeilte, dichte Nummern, insgesamt aber der volle Referenzbombast.
ROUGE MÉCANIQUE Don’t Touch My Sister (Pyramids Of Mars)
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