Text: Sascha Uhlig | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Interview: DJ Sprinkles (alias Terre Thaemlitz)
Terre, kannst du dich an die Zeit erinnern, in der du „Midtown 120 Blues“ aufgenommen hast?
Das Album ist in etwa sechs Monaten zwischen 2007 und 2008 entstanden. Mule Musique hatte zuvor bereits die You? Again?-Compilation mit einigen vergriffenen Comatonse-Platten herausgebracht und mich nach einer LP gefragt. Doch ich war nicht wirklich überzeugt, dass ihnen das Ergebnis überhaupt gefallen würde, da sie zuvor einige meiner Remixe ablehnten. Neben stilistischen Bedenken gab es auch inhaltliche Fragen, da sie den ganzen Queer- und Transgender-Kontext und die kritische Botschaft des Albums nicht begriffen.
Hast du mit dem Erfolg des Albums gerechnet?
Für mich war es einfach nur ein weiteres Album. Seit 1993 veröffentliche ich Musik, meist recht unbeachtet, besonders außerhalb von Japan. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Midtown 120 Blues etwas daran ändern würde, doch ich habe unterschätzt, welch gute Pressearbeit Mule im Ausland leistet. Ich denke nicht, dass so viel Wind um das Album gemacht wurde, weil meine Produktionen auf einmal so viel besser waren. Nein, Midtown 120 Blues ist genauso schlecht wie alles, was ich zuvor gemacht habe.
Glaubst du, dass du durch „Midtown 120 Blues“ viele neue Hörer gewonnen hast?
Vielleicht, obwohl ich nicht glaube, dass mehr Hörer auch immer etwas Gutes sein müssen. Ich versuche nie dem Mainstream zu gefallen oder meine Sprache zu zügeln, wenn ich Themen wie Gender, Sexualität, Migration, Klassen, Ethnizität und so weiter anspreche, was dazu beiträgt, dass viele neue Zuhörer schnell wieder das Interesse verlieren. Das einzige Publikum, das wirklich zählt, sind die Leute, die auf meine Projekte aufmerksam werden, weil sie selbst mit den Problemen zu kämpfen haben, auf die ich mich konzentriere.
Stream: DJ Sprinkles – House Music Is Controllable Desire You Can Own