Text: Max Dax | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Von der exzessiven Übersteuerung zur wattierten Bassigkeit ist es oftmals nur ein kleiner Schritt. Alec Empire nahm sein wichtigstes Soloalbum, zugleich seine dritte Albumveröffentlichung auf Milles Plateaux, im Rahmen eines Island-Aufenthalts 1994 in wenigen Tagen in stiller Einsamkeit mithilfe eines Laptops auf. Dieses Album wird von vielen als wichtigstes Album der elektronischen Musik der vergangenen Jahrzehnte gehandelt, denn es transzendiert alles, was den modernen Menschen ausmacht: ruhelose Bewegung, magnetische Aufladung, ätherische Erschöpfung, stumpfe Euphorie, energetische Schlaflosigkeit. Das Album ist vergriffen, ist Sammlerstück, soll demnächst wiederaufgelegt werden. Die Radikalität der Aufnahmen und der Produktionstechnik strahlt bis heute. Zwar hat Empire seitdem ungezählte Alben, Soundtracks und Stücke aufgenommen, darunter auch etliche, die ähnlich meditative Qualitäten wie die Musik auf diesem Album aufweisen. Man könne dieses Album nicht als MP3-Sammlung hören, sagt Alec Empire heute, die Bässe seien zu tief, um als Kompression adäquat wiedergegeben zu werden. In diesem Sinne ist Low On Ice ein frühes Plädoyer für ausdifferenzierte Musik, das auszugraben sich mehr als lohnt.
Stream: Alec Empire – Low On Ice