Warp hat ein neues Wunderkind vom Dienst. Allerdings ist der Multiinstrumentalist und Synästhet Kwesi Sey alias Kwes weniger hyperaktiv als sein Vorgänger, Tim Exile. Stattdessen gibt er – mit ätherischem Falsettgesang, der mit viel Echo stets wie Sonne aus Wolken auf introvertierten (Elektronik-)Folk herniederscheint – so etwas wie den Arthur Russell dieser Dekade. Und tatsächlich: Wie einst das Genie Russell bringt auch Kwes mit leichter Hand Avantgardeexperimente und Songwriter-Eingängigkeit zu einem freien Psychedelikpop zusammen. Seit 2010 veröffentlicht Kwesi Sey EPs, hat gleich mit guten Leuten (Ghostpoet, Speech Debelle, The XX, Damon Albarn – den Ausrutscher DRC Music übersehen wir gnädig) zusammengearbeitet und namedroppt sehr zu Recht den enigmatischen Robert Wyatt ebenso wie die psychedelischen Beach Boys. „Kwes macht Musik, die ins Leben verliebt ist“, werden die von Warp poetisch: „Aber nicht auf dicke, demonstrative Art, sondern eher auf leise, aufmerksame Art. Auf eine Art, die Details wertschätzt.“ Eins der schönsten Popalben auf Warp bislang. Und einer, der das Zeug zum Großen hat, wenn er so eigenwillig bleibt.
Stream: Kwes – 36