burger
burger
burger

DARKSIDE Psychic (Matador)

- Advertisement -
- Advertisement -

Nicolas Jaar wollte schon immer ohne musikalische Einflüsse arbeiten. Hat sich unser Lachen gelegt, denken wir an die eingebauten Zitate von Jean-Luc Godard und den ohnehin starken Filmmusik-Charakter seines hyper gehypten Debüts Space Is Only Noise. Musik ohne Bezüge, ohne Referenzen, ohne Geschichte? Ohne geht nie, weiß auch der New Yorker.

Während gemeinüblich der Bandfame vor dem Solo-Projekt steht, lässt Jaar die Uhren mal wieder anders drehen. Dave Harrington wurde sein Tour-Gitarrist, das gemeinsame Jammen gefiel, sodass ihr Projekt mit der ersten EP einen Namen erhielt: Darkside. Drei minimal funkende Stücke, die uns an eine Weisheit erinnern, die die Groove bereits Anfang 2011 postulierte: Je schneller die Karrieren, desto langsamer der Beat. Auch Psychic lebt von dieser Laid-Back-Aura, schält sich nach fünf Minuten mit zurückgenommenen Pathos und einigen akzentuierten Gitarren-Pickings heraus, sehnsüchtige Vocals kommen hinzu und das Gefühl bricht sich Bahn, einfach mal alles zu vergessen und die eigene Lebenseile in den Chill-Mode zu versetzen. Ja, das ist sie wieder, diese nonchalante Entschleunigung.

Vielleicht nehmen wir unser Lachen besser wieder zurück, denn die Produktionen des 23-Jährigen Jaar – ob Michael Jackson-Edit, Remix für Brian Eno oder als Teil einer Band – zeichnen sich vor allem durch eine wahnsinnig subversive Transparenz aus. Trotz oder weil Jaars Stimme auch immer einen auf Chamäleon macht: Auf dem Beinahe-Americana-Stück „Paper Trails“ gibt es mal das einhauchende Bass-Timbre, beim mit Soundeffekten ausstraffierten „Freak, Go Home“ gibt es Manipulationen und Loops ohne Ende, während auf „Heart“ sein Falsett in voller Blüte für den Zauber sorgt. Es ist sekundär, dass Darkside Downbeat-Techno mit soft-rockigen Passagen in Einklang bringen. Oder dass Harringtons Slide-Gitarre den gewissen Twang besitzt und gerne auch mal dem Saxophon die Kommunikation überlasst. Darkside lebt vom Groove, vom legeren Flow, von experimenteller Entkrampfung. So klingt Future Blues.

 


Stream: DarksidePaper Trails

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.