Manch einer mag es Trentemøller aus Kopenhagen krumm nehmen, dass er die Formel (mit)erschaffen hat, nach der Acts wie Swedish House Mafia oder Avicii heute die internationalen Charts beherrschen. Trentemøller bereinigte den Electroclash-Sound von 2001 von seinen punkigen, lärmenden Momenten und verschmolz so House und Pop. Diesen in seinen Singles und Remixen von 2004 und 2005 entwickelten Sound gab der Däne schon auf seinem Debütalbum von 2006 aber wieder auf. Trentemøller zog sich vom Dancefloor zurück und erkundete seine Innenwelten. The Last Resort wurde von einem introvertierten, melancholischen Trip-Hop getragen. Auf seinem zweiten Album von 2010 erweiterte er diesen schwelgerischen Sound mit Vocals und einer reicheren Instrumentierung. Seine Dance-Formel fing jetzt im US-amerikanischen EDM-Hype Feuer. Trentemøller interessierte das nicht die Bohne. Mit seinem Live-Act mit Band untermauerte er seinen Status als Elektronik-Act mit Indie-Sensibilität. Auf dem neuen Album Lost stehen die Vocals (u. a. von Jana Hunter / Lower Dens, von Kazu Makino / Blonde Redhead) noch stärker im Zentrum. Risse oder Brüche gibt es in Trentemøllers Klangwelten nicht. In seiner musikalischen Sprache gibt es kein Zeichen, das keine eindeutige Bedeutung hat. Klanglich und emotional geht es immer darum, die maximale Fülle zu erzeugen.
Video: Trentemøller – Candy Tongue (feat. Marie Fisker)