James Holden hat es ja schon einmal geschafft, einen ekligen Begriff wieder in die Münder zu bringen. Mit seinem fugen-, jedoch bei weitem nicht bruchlosen The Idiots Are Winning hat er dafür gesorgt, dass Trance wieder passte. So stark waren seine Tracks, dass sie Zigarettenmarken-Raves in Flugzeugen und deren Musik nach etwa einem Jahrzehnt verdrängen konnten. Man könnte es sich leicht machen. Dann könnte man sagen, jetzt geht der Border Community-Chef an Tribal Techno ran. Immerhin, die Drums schlagen wesentlich wuchtiger durch als auf Holdens früheren Tracks. Doch die Schichtung ist viel zu komplex, die Beats nicht simpel genug: kein Smart Tribal hier.
Die muskulösen Drumpatterns und expressiven Synthesizer von The Inheritors künden von einer grundsätzlich verändernden Herangehensweise. Mit dem langsamen Poltern von „Inter-City 125“ oder den Free-Jazz-Saxofonen auf einem nachgebauten Folklore-Beat auf „The Caterpillar’s Intervention“ oder der feierlichen Dissonanz von „Sky Burial“ verrät Holden hier einen neuen Umgang mit dem Material. Weniger Prozessieren, weniger Hängen in das Bewusstsein der Sound Machine hinein finden hier statt; dafür wird Klang als physisches Material gefeiert. The Inheritors steckt daher voller Skulpturen mit ausgiebigen Formen. Holden bettet sie wieder in gemäßigtere Umgebungen ein: Das gibt diesem Album Kitt, das von einer großen Lust Holdens auf den Schritt ins Unbequeme spricht.
Stream: Holden – Renata