In unserer Titelgeschichte vor vier Jahren ließ der deutsch-chilenische Produzent und Cómeme-Labelkopf Matías Aguayo noch das soziale Element, das Teilen von Autorenschaft als einziges südamerikanisches Element seiner Musik gelten. Und lieferte dann mit dem Stimmentechno von Ay Ay Ay doch ein fast im Alleingang produziertes Werk ab. Für sein drittes Soloalbum hat er die Idee nun konsequent umgesetzt – und den Produktionsprozess maximal nach allen Seiten geöffnet: Von kolumbianischen Perkussionisten bis zum Personal von Cómeme, von Aérea Negrot bis Jorge González sind massenhaft Gäste auf The Visitor zu hören. Entstanden ist dabei eine psychedelisch flirrende Form von elektronischer Tanzmusik, zu der Aguayos mit heller Stimme meist auf Spanisch singt, irgendwie perkussiv, irgendwie House, in jedem Fall bislang unerhört. Darunter stoische Riddims, sodass alles an eine verspulte Tropicália-Version von Klaus Kotai und seinem Elektro Music Department erinnert. Allerdings fehlt leider die Durchschlagskraft der meist großartigen Cómeme-Maxis. Der Klang ist verfisselt, der Bass meist nur dezent anwesend. Etwas wunderbar Neues – dem aber etwas weniger Hippietum und stattdessen etwas mehr Aggression gut getan hätten.
Video: Mathias Aguayo – Levantate Diegors