Es gibt wohl kaum ein Album der 2000er Jahre, das den Anspruch eines – achtung: Feuilletonalarm! – ganzheitlichen Gesamtkunstwerkes so sehr verinnerlicht hatte wie das ebenfalls auf Cocoon erschienene Animals-Albumdebüt der beiden Schweden Marcus Henriksson und Sebastian Mullaert aus dem Jahr 2008. Minilogue waren immer irgendwo zwischendrin: reduziert und doch mit opulenten Harmonien geschmückt, mit chilliger Gelassenheit auf dem Weg in einen entkörperlichten Eskapismus für die Tanzfläche, elektronisch organisch und eklektisch gleichermaßen. Genau so ist es auch wieder mit Blomma: In selbstvergessenen gut 22 Minuten driftet der epische Opener „Everything Is All You’ve Got“ durch die Boxen, mit kleinen Versätzen zwischen Acid, choralen Flächen und Jazz-Elementen werden die Grenzen von Raum und Zeit grundlegend aufgehoben. In diesem Stil keimt und wächst es auf den fünf Dance-optionalen Tracks von Blomma munter weiter, um beispielsweise mit „Existensberättigande“ selbst naturalistisch verspielten jazzigen Trance House wieder eine höchst aktuelle Daseinsberechtigung zu verpassen. Und auch der Luxus eines über siebzigminütigen Ambient-Bonus ist da keine Spielerei, sondern integraler Bestandteil eines zutiefst romantischen Soundverständnisses, das auch in der funktionalsten Clubnacht immer noch um die Reflektion des Sonnenscheins auf einer Sommerwiese weiß. Ich lege mich schon mal fest: Mein Album des Jahres bisher!
Stream: Minilogue – Blomma (Album Preview)