Was mit Planet Mu Mitte der Neunziger mal als Outlet für Mike Paradinas charmant krude µ-Ziq Eskapaden startete, hat sich im Laufe der Jahre mit Künstlern wie Venetian Snares, Meat Beat Manifesto oder FaltyDL zum farbenfrohen Gemischtwarenladen für gehobene Ansprüche Warp’scher Prägung entwickelt. Mit Solar Bears und Heterotic gibt es nun zwei recht unterschiedliche Pop-Entwürfe, die sich nicht um Stil- und Genre-Fragen scheren. Solar Bears bestehen aus John Kowalksi und Rian Trench und kommen aus Irland. Letzteres verwundert, nicht zuletzt da einem beim Hören ihres retro-futuristischen, Siebziger-Jahre-Sounds doch vor allem erst einmal französische Referenzen einfallen, von Air, Phoenix, oder Jean Michelle Jarre bis hin zur La Boum-Kuschelrunde. Naheliegend, dass mit Beth Hirsch eine Sängerin dabei ist, die vor allem durch ihre Air-Zusammenarbeit bekannt wurde. Verweise auf Kraut- und Prog-Rock finden sich aber genauso wie auf Spät-Siebziger-Psychedelia, wie zum Beispiel auf Robert Anton Wilsons naiven, aber nichtsdestotrotz großartigen Bewusstseinserweiterungs-Ratgeber „Cosmic Trigger“. Das andere Ende des Pop-Spektrums beackern Heterotic, bestehend aus Planet Mu-Mastermind Paradinas und seiner Frau Lara Rix-Martin, die sich gemeinsam mit Gravenhurst-Barde Nick Talbot zur überraschendsten Supergroup der letzten Zeit formieren. Was vielleicht im ersten Moment morbide Obskuritäten erahnen lässt, konvergiert auf Love & Devotion in durchweg eingängigem, verklärenden Trance Pop zwischen Achtziger-Zitaten, dunkler Romantik der Marke Ultravox und Fever Ray sowie der ein oder anderen euphorisierenden Rave-Breitseite. Das macht Laune, und mit dem Alter darf man sowas dann ja auch wieder.
Video: Solar Bears – Supermigration (Album Preview)