Text: Numinos
Erstmals erschienen in Groove 140 (Januar/Februar 2013)
Jetzt, kurz vor Weihnachten 2012, bald ein halbes Jahrzehnt nach der Markteinführung von Traktor, bringen Native Instruments das vielleicht sinnfälligste Gerät auf den Markt, was man sich im Kontext eines digitalen DJ-Systems vorstellen kann: Einen hybriden 2-Kanal-Battlemixer/Controller. Ob – und wenn ja wie gut – das Debüt in der Königsklasse der DJ-Kunst gelungen ist, davon berichten wir im Folgenden.
Konzept
Beim Traktor Kontrol Z2 handelt es sich um einen Digital-Mixer/Controller-Bastard, der gleichberechtigt den Anschluss von vier analogen Signalquellen, wie auch die Zuspielung und Steuerung von vier Traktor-Decks ermöglicht. Die Einsatz-Szenarien reichen also vom einfachsten Setup, nämlich der Verwendung als klassischem 2-Kanal-Audiomischer, über den Betrieb als Audiowandler im Verbund mit zwei Plattenspielern, bis hin zu einem komplexen Hybrid-Setup mit zwei Turntables/CD-Playern und flankierenden Controllern wie etwa dem hauseigenen Kontrol F1 oder X1. Dabei zeigt die Auswahl und Beschriftung der Bedienelemente klar die Ausrichtung auf die Platzhirsch-Software Traktor.
Überblick
Das Traktor Kontrol Z2-Paket umfasst Zweierlei: Sofwareseitig ist das die Vollversion von Traktor Scratch Pro 2 (als Download-Lizenz), nebst Vinyl- und CD-Steuermedien. Hardwareseitig entnimmt man der Box einen nachtschwarzen Battle-Mixer, der sich mit einem Kampfgewicht von gut fünf Kilo auf einer Stellfläche von 388 Millimetern in der Tiefe, einer Breite von 272 und einer Höhe von 109 Millimetern breit macht und nicht den Anflug von plastikhafter Controller-Instabilität versprüht. Nein, das Teil ist bullig und die taktile Erstinspektion liefert für alle Bedienelemente ein einwandfreies, um nicht gar zu sagen souveränes Feedback. Potis und Encoder sind Ausdauersport-kompatibel griffig gummiert, alle Taster verfügen über einen eindeutigen Schaltpunkt und die Lautstärke-Regler von Innofader gleiten mit einem „just-right“-Gefühl über die Leiterbahn. Besonders die beiden Line-Fader habe ich aufgrund ihres seidig-öligen Stellverhaltens auf Anhieb lieb gewonnen. Aber zurück zu den Basics. Der Blick auf die rückseitige Anschlusssektion macht klar, wo die Reise mit dem Kontrol Z2 hingehen soll: Hier finden sich (von rechts nach links) ein Stereo-RCA-Aux-Input nebst Hi-Gain-Klinkenbuchse zum Anstecken eines Mikrofons, es folgen die beiden Eingangskanäle (A/B) mit jeweils einem Stereo-RCA-Port für Line- und Phono-Signalquellen plus Erdungs-Rändelschräubchen. Daran an schmiegt sich die Out- und Monitoring-Sektion, die mit einem Stereo-Klinken-Buchsenpaar zur Beschickung des DJ-Booth startet, von einem Stereo-RCA-Port (unsymmetrisch) gefolgt wird und ihren Abschluss in Form von zwei XLR-Main-Out-Buchsen (symmetrisch) findet. Ein lobens- und nachahmenswertes Detail ist der sich anschließende 2-Port-USB-Hub (Typ A). Mit einer USB-Buchse (Typ B), die zum Computerverbund dient und einer Standard-Kaltgeräte-Buchse plus Power-Wippschalter, endet der Anschlussreigen und macht klar: Ja, ich bin ein klassischer 2+1-Kanal-Audiomischer – aber plus Rechner-Anbindung!
Praxis
Wie nicht anders zu erwarten, sind Traktor 2.6 und der Kontrol Z2 ein Gespann wie Grillwurst und Senf – unzertrennlich. Tatsächlich geht mit dem Z2 das Prinzip Steuermedien (Vinyl/CD) weitaus besser auf, als der frühere Umweg über das Audio-8/4-Interface, da man nunmehr im Grunde analog verkabelt und mit einem Druck auf den Traktor-Taster die Software in Gefolgsbereitschaft versetzt. Auch sonst bedient sich das Gesamtsystem wie aus einem Guss und kann in vielen Details überzeugen: Egal ob man auf den Crossfader-Reverse-Switch, die stufenlos zwischen hart und weich umschaltbare Crossfade-Curve, den Kopfhörer-Ausgang (Klinke/Miniklinke) mit seiner beeindruckenden Stromreserve, die extrem gutklingenden EQs und Filter oder die logisch einwandfrei strukturierte und gut bedienbare Effektsektion schaut. Warum man sich bei NI allerdings dazu entschlossen hat, die zentrale Klangregelungs- und Mixsektion ohne Not mit der von allen sehenden DJs dieses Planeten gefürchteten Hochglanzlack-Krankheit zu infizieren, bleibt ein Rätsel und gibt einen klaren Punktabzug.
Fazit
Mit dem Traktor Kontrol Z2-Verbundsystem machen NI einerseits eingefleischten Vinylisten den Umstieg auf ein DVS-System schmackhaft wie nie, denn neben einem waschechten Battle-Mixer gibt’s hier die Steuermedien samt Traktor 2.6 obendrauf, und laden andererseits passionierte Controller-DJs förmlich dazu ein, die Jogwheels mal durch echte Decks zu ersetzen. Aber egal von welcher Seite man die Sache angeht und für welches Setup man sich am Ende entscheidet (auch der Solo-Betrieb, nur mit einem Kontrol Z2 dürfte für Sync-Jockeys durchaus lohnenswert sein): Traktor (war und) ist in der aktuellen 2.6er Version, mit seinen Remix-Decks, den grandiosen Macro-FX und dem längst überfälligen Flux-Mode völlig zu Recht der primus inter pares im Bereich aktueller DJ-Programme und der Z2 eine ideale Ausgangsbasis für viele Szenarien. Den Preis muss man für sich genommen zwar als stattlich, in Einbeziehung der tadellosen Hardware und der inkludierten Traktor-Lizenz aber als durchaus angemessen bezeichnen.
UVP: 799 Euro, Straßenpreis: 777 Euro
Video: Traktor Kontrol Z2 – Sneak Preview