In seinem knapp vierzigjährigen Musikschaffen dürfte Ryuichi Sakamoto für die Genese und Entfaltung der elektronischen Musik mindestens ebenso wichtig gewesen sein wie die kanonisierten Säulenheiligen Brian Eno und Kraftwerk. Für einen wachen Charakter wie Sakamoto ist das zum Glück kein Grund sich fortan nur noch der Musealisierung seines Backkatalogs zu widmen. Ganz im Gegenteil. Vor allem in seinen Kollaborationen mit Alva Noto und Fennesz ist Sakamoto auch heute noch ein entscheidender Impulsgeber der digitalen Zuhörmusik. In seinen Gemeinschaftsprojekten ist Sakamoto der perfekte Gentleman und nimmt sich gegenüber seinen musikalischen Partnern meist stark zurück. Die Verbindung mit dem kalifornischen Medienprofessor, Sonnenuntergangs- und Surfsound-Enthusiasten Christopher Willits macht da keine Ausnahme: Sakamoto improvisiert ein paar flüchtige Noten auf dem Piano, welche Willits mit Hilfe von exquisitem Hall, subtilem Feedback und digitaler Klangbearbeitung zu einer orchestral anmutenden Fülle skaliert. Wie Willits & Sakamoto dieser doch eher einfachen musikalischen Idee emotionale Tiefe abringen, wie sie aus schlichtestem Klangmaterial einen elegischen Soundscape ungeahnter Dringlichkeit aufbauen, darin liegt wahre Meisterschaft.
Stream: Willits + Sakamoto – Ancient Future (Previews)