Gab es das Hyperaktivitätssyndrom eigentlich schon vor Squarepusher? Möglich, aber zumindest hat er die Hyperaktivität in der elektronischen Musik kultiviert. Ufabulum heißt nun sein 13. Album und der Einstieg „4001“ zeigt, wo es vorerst langgeht: Sterile Klänge, messerscharf programmierte Drums – und trotzdem schneidet sich keiner an ihnen. Es ist der Einsatz der Synthesizermelodien, die stellenweise schon schmalzig schön das zerhäckselte Beatgerüst übertünchen. Die ersten drei, vier Lieder wirken dadurch ein bisschen zu gefällig. Aber Squarepusher wäre nicht Squarepusher, denn da ist ja noch die Hyperkinese: Jeder Track ist progessiv, so wie „Unreal Square“, wo anfänglich eher gemächliche und dann immer mächtigere Bassmodulationen zu einem D’n’B-Stepper mutieren. Wer den Schmalz der ersten Lieder überstanden hat, wird mit der eindeutig besseren zweiten Hälfte von Ufabulum belohnt. „The Metallurgist“ und „Drax 2“ sind gewohnt kompromisslos, schön verstörend, voll mit Effekten und doch nicht überladen. „Red In Blue“ ist entspannte Fläche, zum Durchatmen, für zwischendurch. Die Perle des Albums allerdings kommt ganz am Ende, denn „Static Shock“ scheint die erste und die zweite Hälfte des Albums miteinander zu versöhnen. Mehr davon wäre wirklich gut gewesen. Was bleibt? Die Hyperaktivität hat Squarepusher mit Ufabulum gut in den Griff bekommen, mehr Gefälligkeit hat sich dadurch zwangsläufig eingestellt. Das Alter? Vielleicht. Wer die Alben davor kennt, den wird Ufabulum nicht so richtig umhauen. Aber ein neues Album von Squarepusher ist immer noch tausendmal besser als kein neues Album von Squarepusher.
Video: Squarepusher – Dark Steering