Thomas Köner ist wieder da. Sein Album La Barca, 2009 in kleiner Auflage beim italienischen Label Fario erschienen, war hierzulande etwas untergegangen. Dafür ist ihm mit Novaya Zemlya umso mehr Aufmerksamkeit sicher. Man könnte sich bei dem neuen Label fast fragen, warum es nicht schon vorher eine Platte von ihm auf Touch gegeben hat. Denn radikale Änderungen in der Vorgehensweise finden sich eher wenige, dafür eine Reihe von strategischen Verfeinerungen. Zu den bewährten Ultratieftönen, die Bassmembranen nach wie vor gefährlich werden können, und den scheinbar tonlos schwebenden Wolkendickichten kommen diverse ungewohnte Frequenzen – eine Art unterirdisches Plätschern, Klänge, die an Wasserbewegungen im Marianengraben erinnern und andere fließende Field Recordings, wie sie in ähnlicher Form bei seinen Labelkollegen Chris Watson oder Jana Winderen vorkommen. Aus dieser Palette wählt Köner mit der ihm eigenen Zurückhaltung aus und setzt seine Elemente mit subtiler Dramaturgie zu einer dreiteiligen Suite zusammen. Von den ersten Klängen, einer beinahe perkussiven Sequenz von mutmaßlichen Unterwasserexplosionen, über die knappen Stimmfragmente im Mittelteil bis zu den knapp unterhalb der Wahrnehmungsschwelle vorbeiziehenden melodischen Partikeln in der letzten Nummer navigiert er sich durch ein diskret seine Gestalt wandelndes Spektrum, das bei aller Vielschichtigkeit souverän die Köner’sche Selbstbeschränkung beibehält.
Stream: Thomas Köner – Novaya Zemlya (Album Preview)