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COCOON IBIZA Sven Väth im Gespräch

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Foto: Cocoon
Erstmals erschienen in Groove 136 (Mai/Juni 2012)

Zwölf Jahre zelebrieren Sven Väth und seine Cocoon-Crew nun schon ihren Party-Vibe jeden Sommer auf der spanischen Mittelmeerinsel. Im dichten Gedränge der unterschiedlichen Veranstalter haben sie ihren Platz als Dreh- und Angelpunkt des ibizenkischen Partywahnsinns nicht nur halten, sondern kontinuierlich ausbauen können. Wie will man das Ganze noch toppen? Ein Gespräch mit Sven Väth über die Herausforderungen, die sich jedes Jahr von Neuem stellen.

 

Sven, als du 16 warst, hat dich das Fernweh nach Ibiza getrieben. Mit was für Gefühlen kehrst du in diesem Jahr auf die Insel zurück?

Was ich auf Ibiza in jungen Jahren erlebt habe, inspirierte mich zu dem, was ich heute mache. Dass ich jetzt dort meine Visionen umsetzen kann, verbindet mich nur noch mehr mit der Insel. Sie ist zu meiner zweiten Heimat geworden.

Hast du jetzt schon ein Gespür, wohin es dieses Jahr musikalisch gehen wird? Was wird der Sound des Sommers sein?

Natürlich Techno und House, wie immer. Für mich persönlich ist aber dieses Jahr Techno wichtiger. Es gibt dieses Jahr herausragende Techno-Stücke und ich kann es kaum erwarten, damit den Dancefloor des Amnesia in Brand zu setzen.

Wie ist der aktuelle „Spirit“ auf der Insel? Gibt es eine Konkurrenz zu David Guetta, Deadmau5 und den ganzen Bigroom-Electro/R&B-Acts, die sich dort auch breitmachen?

Ibiza ist das weltweite Mekka der elektronischen Musik. Da wollen natürlich auch die genannten Acts mitmischen. Mit dem Ushuaia gibt es auch eine entsprechende Location. Die hat vom Format her eher Miami- oder Las-Vegas-Charakter. Natürlich ist das Ushuaia vom Spirit her nicht typisch Ibiza und entspricht nicht der ursprünglichen Idee von Partys, wie unter anderem wir sie verstehen und leben. Wir sehen dem Ganzen aber gelassen entgegen.

Verschaffe uns doch bitte einen Einblick in die Logistik einer Ibiza-Saison: Wie viele Leute arbeiten schon seit wann daran?

Nach der Saison ist vor der Saison. Johannes Goller und ich machen uns schon gleich nach der letzten Party erste Gedanken. Wir analysieren, was war gut, was war weniger gut, und tauschen die ersten Ideen aus. Insgesamt sind etwa vierzig Leute beteiligt, von denen der größte Teil schon seit 2000 dabei ist. Die Promotion machen wir selbst, auch die Poster werden von unseren eigenen Leuten geklebt. Dazu kommt das Deko-Team rund um Mike Schaaf, der nun bereits seit 13 Jahren für die Gestaltung sowie Auf- und Abbau verantwortlich ist. Dann gibt’s da noch die Mädels an der Tür, unsere Hosts in der DJ-Booth und die Tänzerinnen. Diese wechselseitige Loyalität macht uns besonders stolz und auch stark. Jeder kann sich auf den anderen verlassen, und wenn es mal an einer Stelle brennt, packen alle mit an.

 


Video: Cocoon IbizaRückblick 2011

 

Was ist dein persönlicher Input bei der ganzen Geschichte?

Ich gebe Motto und Look vor, und unser Kreativ-Team um Daniel Woeller und Ole Schulte setzen diese Ideen dann um. Außerdem bespreche und plane ich mit Johannes Goller natürlich das Line-up der Saison. Und ich gebe an fast jedem Montag mein Bestes als DJ!

Warum beschränkt ihr euch auf einen relativ überschaubaren Pool von DJs?

Natürlich wollen wir unsere Premium-Plattform Ibiza zuallererst unseren eigenen Künstlern zur Verfügung stellen. In der Vergangenheit haben wir mehrfach erlebt, dass Ibiza ein Karrieresprungbrett sein kann. Genau das wollen wir unseren Künstlern bieten. Wir haben dieses Jahr mit Cassy, Sascha Dive, Raresh und Mathias Kaden vier Acts mit verstärkter Präsenz auf Ibiza ausgestattet, weil wir hier ein großes Potenzial sehen. Natürlich laden wir auch Acts von anderen Agenturen und Labels ein.

Als ihr im Jahr 2000 nach Ibiza gekommen seid, wurde die Insel von den britischen Veranstaltern dominiert. Heute gilt „Cocoon Amnesia“ als erfolgreichste Partyreihe auf Ibiza. Welche Herausforderungen und Potenziale gibt es heute?

Die Herausforderung ist, sich treu zu bleiben und sich immer wieder neu zu erfinden, ohne sich von den Nebengeräuschen beirren zu lassen. Wir versuchen den Nachahmern immer einen Schritt voraus zu sein und Trends zu setzen, statt ihnen hinterherzulaufen. Authentizität ist eine unserer Stärken.

Verglichen mit den Clubs in Deutschland, sind die Eintritts- und Getränkepreise im Amnesia, wie in allen Clubs auf der Insel, hoch. Warum ist es unmöglich, die Preisspirale ein wenig nach unten zu schrauben?

Ibiza ist einer der exklusivsten Party-Orte der Welt und diese Exklusivität hat ihren Preis. Das Besondere auf der Insel ist, dass die Saison nur vier Monate läuft und in dieser Zeit die Geschäfte gemacht werden. Auch das Konkurrenzdenken unter den Clubbetreibern treibt mitunter die Preise in die Höhe. Da werden Preise für Tische aufgerufen, da wird einem schwindelig. Leider können wir auf die Getränkepreise keinen Einfluss nehmen, da wir daran auch nicht partizipieren.

Immer mehr Festival- und Live-Acts machen aufwendige Bühnen- und Lichtshows. Wie kann der einzelne DJ, der sein Equipment bedient, etwas Vergleichbares produzieren?

Bei uns ist nicht die Show wichtig, wir legen Wert auf den Sound und die Musik als solche. Wer Laser, Konfetti, Monster-LED-Wände und riesige Light-Shows braucht – bitte, aber nicht bei uns! Wir bleiben uns auf Ibiza treu. So etwas setzen wir eher auf unseren Festivals wie Green & Blue und Cocoon In The Park ein. Die Bühnendesigns sind dort aber auch für alle Künstler gleich. Es gibt keine Main- und Support-Acts, sondern nur gute Musik.

Auf was freust du dich persönlich am meisten?

Auf die magischen Momente mit unserer Crowd im Amnesia, auf meine Kollegen, auf das gemeinsame montägliche Ritual vom Artist-Dinner bis hin zur letzten Platte auf der After Hour.

 


Video: Cocoon Heroes Ibiza 2012Into The Magic (Preview)

 

Cocoon Heroes „Into The Magic“

Jeden Montag vom 11. Juni bis 24. September 2012

Line-up: Gary Beck, Adam Beyer, Cassy, Marcel Dettmann, Sascha Dive, Mathias Kaden, Loco Dice, Onur Özer, Dorian Paic, Planetary Assault Systems (live), DJ Qu, Raresh, Henrik Schwarz (live), Sergio & Benoit (live), Daniel Stefanik, Sven Väth, Ricardo Villalobos u.a.

Amnesia, Ibiza

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