Die Frage lautet, ob Smartness noch ein zielführendes Ideal sein kann. Oder ob sie unrettbar banalisiert worden ist durch die Kampagnen von IBM, HP und SAP. Denn dass Belle & Sebastian wertkonservative Mods sind und als solche unvorstellbar smarte Neo-Mod-Songs schreiben können, das wäre ja wohl geklärt. Mit ihrem Mix für die Late Nite Tales setzen sie diese Ästhetik auch in Auswahl und Montage von Fremdmaterial um. Sechs Jahre nach ihrem ersten Mix für die Serie setzen die Glasgower das erwartet Unerwartete fort. Neben Ikonen alter und neuer Mod-Ästhetik wie Lovin’ Spoonful, Trees, Toro Y Moi oder der verstorbenen Broadcast-Sängerin Trish Keenan gibt es äthiopischen Soul Jazz, Matrix-R&B oder Gold Pandas Sampledelia-Monument „Quitters Raga“. Diese Beiläufigkeit ist mit viel Form erarbeitet und dieser Mix so smart, dass auch bei ansonsten nicht der Synästhesie anheim fallenden Menschen mit den ersten Tönen Vorstellungen von Cocktail-Kleidchen, Pony-Frisuren, Chelsea-Boots ins Hirn schießen. Eine Erscheinung also, die – von den richtigen Leuten zu Silhouetten geformt – sogar den Imperativen der Effektivität die Stirn bieten kann. Die Smartness von Belle & Sebastian ist demnach voll und ganz zu begrüßen.
Stream: Belle & Sebastian – Late Nite Tales (Mini Mix)