Vergesst die Hits, vergesst „Sunshine“ und „Mathilda’s Dream“! John Talabot hat ein Album gemacht. Sein erstes. Auf Fin verabschiedet er sich zwar nicht von seiner Ästhetik des Sonnenschein-House. Doch erweitert Talabot mit diesem Debüt seine Formensprache. Der Produzent aus Barcelona, der seine bürgerliche Identität nicht preisgeben möchte, setzt auf einen analogen Maschinenpark. Zumindest klingen die Tracks danach – das Album kommt kurz vor Redaktionsschluss ohne weitere Informationen hier im Haus an. Es beginnt mit tropischem Regenwald und endet mit Aufnahmegeräuschen wie live aus dem Studio. Dazwischen ereignen sich DFA-Hipsterdisco, von Klaus Schulze informierter Bongohouse, melancholische Zwischenspiele, Neo-Chicago. Und obwohl das alles einen zünftigen Flow hat, möchte Talabot seine Hymnen nicht missen. „Oro Y Sangre“ entwickelt eine Endlosschleife und damit jene Qualität, die schon „Sunshine“ ausmachte, spielt oberhalb des Vierviertel-Beats jedoch mit einer männlichen Gesangsstimme und abschmierenden Synthesizern. „When The Past Was Present“ jackt ganz fürchterlich und wie um halb vier morgens, während sich das Epos von „So Will Be Now …“ erst im Nachhinein in ganzer Fülle entfaltet. Fin, also Ende. John Talabot schreibt es mit dem „F“ aus der Musiknotation. Dort bedeutet es Forte, was auf Zeitgenössisch in etwa „auf die Glocke“ bedeutet oder einfach „gut laut“. Es ist wunderbar. Und nun da capo.
Stream: John Talabot – So Will Be Now … (Feat.Pional)