Rob Ellis alias Pinch und Sam Shackleton haben lange nichts von sich auf Albumlänge hören lassen. Shackletons T h r e e E P s erschien 2009, und Pinchs U n d e r w a t e r D a n c e h a l l ist inzwischen sogar schon vier Jahre alt. Und nun das: Die beiden Aushängeschilder für Bassmusik der düsteren Gangart werfen ein gemeinsames Album auf den Markt. Schon vor der Veröffentlichung waren die Erwartungen hoch gesteckt, wenn man sich eine Fusion der Klangsignaturen von Pinch und Shackleton auch nur vorzustellen versuchte.
Und tatsächlich weiß das Album eine Masse an Bildern in unserer Vorstellungswelt zu entwerfen, es provoziert fast filmische Sequenzen. Mit weiten Klangflächen, wirbelnden Drums, minimalistischen Subbässen und repetitiven, fast mystischen Stimmsamples konstruieren die Labelgründer von Skull Disco und Tectonic ein beklemmendes, klaustrophobisches und düsteres Szenario – das aber in all seiner unterschwelligen Bedrohung auch eine seltsame Geborgenheit und vor allem Schönheit ausstrahlt, die uns in den Schatten zieht. „Cracks In The Pleasuredome“ zum Beispiel beginnt mit minimalistischem Bass und verhallenden Geräuschen, und es braucht schier eine Ewigkeit, bis der Track an Fahrt aufnimmt. Währenddessen klammert sich das Ohr an jedes neue Klangelement, und es scheint fast, als könne man die Töne und Geräusche sehen, als seien sie gar greifbar. Wenn nach drei Minuten schließlich die Bassdrum zusammen mit einer verwischten, hellen Klangfläche eintrifft, bricht ein warmer Sonnenstrahl in die Dunkelheit. Die Masse an perkussiven Elementen und die Weite der erschaffenen Klangflächen, die sich durch das ganze Album ziehen, sind schier unglaublich. Auf „Jellybones“ baut sich eine Synthiefläche über antreibenden, schwingenden Glockenklängen auf und gibt später den Weg frei für einen groovenden Bass und mäandernde Stimmsamples, die sich zu einem dubbigen Konstrukt aufbäumen – bis warme Orgelklänge eine erneute Wendung bringen und ein neuer Raum geöffnet wird.
Ohnehin hält nicht nur das Album, sondern jedes Stück für sich immer wieder Wendungen bereit, die man auch nach dem zigsten Mal hören nicht komplett erschlossen hat. Jeder Effekt, jede Drum, jeder Bass und jeder Synthieton sitzen perfekt und sind in der Lage, Gänsehaut zu erzeugen. Pinch und Shackleton wissen den einzelnen Klang zu schätzen, geben ihm Raum zum Entfalten und schenken ihm eine tragende Rolle in der Dramaturgie des Albums. Das ist weder Bristol-Dubstep, noch „Post“-Irgendwas und schon gar kein Dubrave oder Brostep – es ist einfach grandiose Musik.
Stream: Pinch & Shackleton – Torn & Submerged (Clip)
Stream: Pinch & Shackleton – Burning Blood (Clip)