Das Watergate muss man genauso wenig vorstellen wie die DJ-Gebrüder Tiefschwarz. Aber im Wettrennen der Superclubs um die Veröffentlichungsfrequenz ihrer Compilations kann auch der direkt an der Spree gelegene Laden die Londoner Konkurrenz von Fabric nicht schlagen. Aber jeden Monat muss ja auch nicht sein. Jeder so, wie er kann. Und Tiefschwarz können bekanntlich einiges. Zum Beispiel die Puppen tanzen lassen. Nun eben für das Watergate. Die neunte Ausgabe der Reihe spiegelt genau das wider, was einem blüht, wenn Tiefschwarz aufs Parkett bitten: einen Querschnitt durch die Vielseitigkeiten vierviertelgetakteter Musik. Minimalismus oder Abfahrt, Geklöppel oder Dub – Auflegen muss Spaß machen, freigeistiges Plattendrehen ist starrem Musikdogmatismus immer vorzuziehen. Entsprechend starten Ali und Basti mit einem Saiteninstrument: When Saints Go Machine mit „Fail Forever“ im Nicolas-Jaar-Remix. Mit John Roberts, Deadbeat oder Matias Aguayo gewinnt das Set sofort an Fahrt und Abwechslung – theatralischer Spannungsaufbau wird anderen überlassen. Mit Kevin Saundersons „The Groove That Won’t Stop” kommt gar purer Klassizismus auf die Plattenteller – ist das Stück doch von 1988 und steht für nichts anderes als die Erkenntnis, dass Hedonismus und Geschichtsbewusstsein einander nicht ausschließen müssen.
Stream: Tiefschwarz Feat. Mama – Corporate Butcher