Sasu Ripatti alias Vladislav Delay genießt höchste künstlerische Wertschätzung unter Kollegen, gehört zum Dubästhetik-Zirkel um Moritz von Oswald. Seine diffizilen, kapriziösen Microhouse-Releases auf Force Tracks und Mille Plateaux haben ihn Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu Recht bekannt gemacht. Luomo wurde dann schnell zu seinem Pop-Alias, das weniger die Spezialisten begeistern, als durch eine spezifische Mischung aus Track- und Songformaten eine damals durchaus noch vorhandene Radiohörer- und CD-Käuferschaft finden sollte. So lizenzierte das Majorlabel BMG 2003 sein Album T h e P r e s e n t L o v e r. Doch die wahnwitzigen Neunziger und die Fin-de-siècle-Euphorie im Medienbetrieb mündeten in das Sisyphos-Jahrzehnt, zu dem die nuller Jahre werden sollten. Der bekannteste Luomo-Track bislang ist ein Moonbootica-Remix von „Tessio“, der den Song auf ein massentaugliches Electroclash-Format trimmte. Nun erscheint bei Sasses Moodmusic mit P l u s bereits das fünfte Luomo-Soloalbum, das einen neuen und sehr kalkuliert wirkenden Anlauf in die diffuse Richtung Massenpublikum unternimmt. P l u s, „mehr“ also. Aber das Publikum kann man nicht an der Nase herumführen, Kalkül muss Überschüsse produzieren. Obwohl die Songs auf P l u s total ausproduziert sind, wirken sie leer. Und selbst da, wo sich Delaysche Spielereien verselbständigen, formelhaft. Erinnert mich seltsamerweise an Simply Red.
Stream: Luomo – Spy