Den Finnen Sasu Ripatti wird kaum einer kennen, aber bei „Vladislav Delay“ dürfte der Groschen dann fallen. Delay, die Klangforschung. Uusitalo, das Technogefrickel. Luomo, die hymnischen Housemomente. Eine Person, viele Projekte. Nun hat Ripatti unter seinem Forscherpseudonym Vladislav Delay ein gleichnamiges Quartett ins Leben gerufen, das mit dem Elektroniker Mika Vainio, dem Experimentalbassisten Derek Shirley, dem Jazzer Lucio Capece an Klarinette und Sopransaxopfon sowie Delay selber am Schlagwerk acht Meisterstücke avantgardistischer Jazzelektronik eingespielt hat. Verstörend atonale Geräuschwalzen stehen auf diesem Album neben klassischen Saxofonsoli, harte Breakbeat-Rhythmen peitschen sich durch infernalische Synthesizer, und vibrierende Drones durchdringen sphärisch symphonische Klanglandschaften. Ein Album, das gleichermaßen anstrengt wie auch entspannt, das sich aus wüsten Freejazz-Eskapaden aufschwingt, um die Grenzen des Hörbaren ebenso zu strapazieren wie auch die heimischen Lautsprecher. Ist mein Verstärker kaputt? Nein, das Vladislav Delay Quartet führt uns nur vor, dass auch Störgeräusche Musik sind. Eine Musik für den Connaisseur, der sich an Abseitigem delektiert und Konzeptalben sammelt, die kein Konzept haben. Solche Antialben können Käse sein oder aber große Kunst. In diesem Fall definitiv letzteres.
Stream: Vladislav Delay Quartet – Killing The Water Bed