burger
burger
burger

MUSIKZIMMER Bei DJs in Holland zuhause (Teil zwei)

- Advertisement -
- Advertisement -

Produktion & Interviews: Heiko Hoffmann, Fotos: Ragnar Schmuck

CHRISTIAAN MACDONALD (Amsterdam), Größe der Plattensammlung: circa 4000

„Ich betreibe in Amsterdam den Plattenladen Rush Hour, aber meine eigene Sammlung ist ziemlich kompakt. Meine Regel ist: Ich will nicht mehr Platten besitzen, als in das Regel passen, das man auf dem Foto sieht. Ein Freund hat es vor fast zehn Jahren gebaut. Ich wollte, dass neben den Platten auch ein Raum integriert ist, in den Plattenspieler, Verstärker und Lautsprecher passen. Ursprünglich stand dort ein DJ-Setup, jetzt habe ich nur noch einen Plattenspieler, keinen Mixer, aber dafür einen Laptop. Das Bild rechts an der Wand stammt von dem Streetart-Künstler Shoe, er ist einer der Graffitipioniere in Europa. Der Titel des Werks ist N a t u r e  B o y , ein Zitat aus einem Nat-King-Cole-Song.“

 


 

STEVE RACHMAD (Amsterdam), Größe der Plattensammlung: circa 20000

„Ich zähle meine Platten schon lange nicht mehr, aber im Laufe der Jahre sind eine Menge zusammengekommen. Mittlerweile kaufe ich keine neuen mehr und lege mit CDs auf. Ich vermisse Vinyl auch nicht wegen der Technologie. Aber mich ärgert, dass ich dadurch tolle Vinyl-only-Veröffentlichungen verpasse. Viele Platten sind auch noch bei meinen Eltern, aber die wichtigsten stehen eigentlich alle bei mir zu Hause, viele davon auch im Arbeitszimmer meiner Freundin. Das Regal habe ich mir für meine alte Wohnung anfertigen lassen. Das Studio befindet sich im dritten Stock mit Blick auf die Wasserboote, die in der Gracht vorbeifahren. Seitdem ich hier lebe, arbeite ich deshalb auch lieber tagsüber. Und ich höre hier am häufigsten Musik. Ich sitze dann auf dem Sofa und genieße die Bässe, die hinten im Raum viel besser zur Geltung kommen. Wie man sieht, bin ich auch S t a r  Wa r s -Fan. Ich habe alle Filme, gleich nachdem sie ins Kino kamen, gesehen. Die Figuren von Darth Vader und R2D2 sind beides Telefone, aber ich mag sie als Skulpturen.“

 


 

ION LUDWIG (Deventer), Größe der Plattensammlung: circa 300

„Ich bin kein DJ, deshalb habe ich nur wenige Platten. Mein Studio ist rechts im Bild zu sehen, allerdings ohne den Großteil des Equipments. Ich benutze noch viele Analoggeräte, etwa ein analoges Mischpult, einen Electribe-Synthesizer, einen Roland Juno und Korgs. Das Haus, in dem ich wohne, ist ziemlich speziell. Es ist ein Handelshaus von 1630, zuletzt befanden sich darin eine Schule und ein Kindergarten. Dann stand es leer, und nach einem neuen Gesetz gibt es in den Niederlanden nun die Möglichkeit, in leere Häuser günstig einzuziehen, um zu verhindern, dass sie besetzt werden. Die gelbe Tapete war schon vorher da, ich habe nur die obere Hälfte davon entfernt. Dass der Zeitschriften-Stapel farblich dazu passt, ist Zufall. Das ist meine Sammlung von N a t i o –
n a l  G e o g r a p h i c
-Heften. Mein ältestes Exemplar stammt von 1928.“

 


 

SPEEDY J (Amsterdam), Größe der Plattensammlung: circa 3000

„Mein Studio befindet sich in einem Gebäudekomplex, der sich wegen seiner Form ‚Cube House‘ nennt und in den frühen achtziger Jahren vom holländischen Architekten Piet Blom errichtet wurde. Ich habe hier schon seit zehn oder zwölf Jahren mein Studio, und im Laufe der Zeit hat sich mein Setup ziemlich verändert. Zunächst mal gab es den Wechsel von analogem zu digitalem Equipment. Früher hatte ich deshalb deutlich mehr Zeug rumstehen. Dann war eine Zeit lang alles auf Surroundsound ausgerichtet. Und jetzt habe ich eigentlich eher wieder so eine Art Schlafzimmerstudio-Setup. Die Geräte befinden sich auf Ikea-Tischen, und ich kann alles flexibel zusammenstellen, so wie ich es gerade brauche. Die großen Lautsprecher am Boden stammen noch aus Schulzeiten, die benutze ich nur noch als Ständer. Darüber befinden sich meine PMC-MB2-Boxen, die besten, die ich kenne. Ich mag sie so sehr, dass ich sie tatsächlich vermisse, wenn ich auf Reisen bin. Zum Studio gehört auch noch ein kleinerer Raum, in dem sich meine Plattensammlung befindet. Ich bin zwar kein DJ und kaufe auch keine Platten mehr, aber ich höre mir immer noch gern Vinyl an und habe eigentlich alle Detroit- und Chicago-Klassiker als Originalpressungen.“

 


 

SECRET CINEMA (Rotterdam), Größe der Plattensammlung: circa 7000

„Mein Studio besteht aus zwei Zimmern. Zum einen dem eigentlichen Studio, wo ich produziere und wo sich auch meine Plattensammlung befindet. Von dort habe ich einen schönen Blick in einen Garten. Und dann ist da zum anderen das rote Zimmer. Das ist mein Rückzugsraum. Dort gibt es kein Tageslicht, aber meine Plattenspieler, einen Beamer, Videospiel-Konsolen und eine Surroundsound-Anlage. Das Poster an der Tür ist ein Geschenk von einem Freund, der von meinem Faible für asiatische Dinge weiß. Ich habe allerdings keine Ahnung, wer die Frau auf dem Bild ist. Das Zimmer hat auch eine gewisse Rotlicht-Distrikt-Ästhetik. Deshalb etwa auch der ziemlich hässliche Zebrateppich. Ich besitze übrigens sogar eine zusammenklappbare Striptanz-Stange, die auch schon benutzt wurde. Eine Freundin von mir arbeitet nämlich als Stripperin in Paris.“

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Marrøn: „Ich bin als DJ auf der Tanzfläche geboren”

Für Marrøn ging es vom Parkett auf die Tanzfläche – uns hat er unter anderem erzählt, warum er seine Profisportlerkarriere gegen die DJ-Booth eintauschte.

A100 in Berlin: Nie wieder Autobahn

Berliner Clubs und Initiativen haben wieder gegen den Ausbau der A100 demonstriert – wir haben uns vor Ort umgehört.

Waking Life 2024: Der Schlüssel zum erholsamen Durchdrehen

Das Waking Life ist eine Anomalie in der Festival-Landschaft, was programmatischen Anspruch und Kommerzialität anbetrifft. Wir waren dabei.