Die Anfänge von Techno und House zeichneten sich durch eine Vermittlung aus. Ihr klanglicher Charakter war gleichermaßen wohlbekannt, organisch und soulful, wie er fremd, digital und abstrakt war. Seither oszilliert die elektronische Tanzmusik zwischen diesen Polen, findet aber auch immer wieder zu originellen Synthesen. Mit dem Erstarken von Neoklassik (siehe das Themenspecial in Groove #131) und Akustiktechno-Projekten wie Brandt Brauer Frick scheint die naturhafte Seite gerade wieder mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Da kommt das dritte Album des Wiener The Vegetable Orchestras gerade recht – denn was könnte organischer sein als Schlagwerke aus Kürbis, Flöten aus Rettich und Möhren, Hörner aus Paprika oder Gitarren aus Staudensellerie, denen das elfköpfige Ensemble mit Hilfe von Kontaktmikrofonen unglaubliche Sounds entlockt? Vom lässigen Marimba-Housegroove des Tracks „Scoville“ bis zum mikrotonalen Hauch-Drone der „Excess Pressure Symphony“ zeigt O n i o n o i s e ein fantastisches Klangspektrum, das mit digital-elektronischen Mitteln so kaum zu erzeugen wäre. Die Vergänglichkeit und die einzigartigen Eigenschaften des floralen Instrumentariums geben der Musik des Gemüseorchesters eine experimentelle wie spielerische Grundierung. So sind sie bei etwas angekommen, das visionäre Technotracks seit jeher auszeichnete: eine federleichte komplexe Einfachheit, unmittelbar verständliche Klangforschung.
THE VEGETABLE ORCHESTRA Onionoise (Transacoustic Research)
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