Die glamouröseste Künstlerin auf Bpitch Control jetzt endlich im Albumformat. Eigentlich war es ja von Anfang an klar, dass die Hercules-&-Love-Affair-Ikone mehr zu sagen hat, als auf eine EP passen könnte. Bereits das Intro ist Ansage: Über trashig plinkernde Synthieeffekte (in den Achtzigern der kanonischen Sound für magische Erscheinungen) haucht die androgyne Stimme lebenswichtige Begriffe wie „Weekend“, „Icecream“, „Boyfriend“ oder „Attention“ in den Äther und steckt damit das popkulturelle Koordinatensystem ab, indem sich fortan bewegt wird. Zwischen Diet Pepsi und Tupper Ware erschafft Aérea Negrot sich selbst als Hyper-Kunstfigur aus tausendundeinem Zitat in der Tradition der Warholschen Idee zwischen rosa Genderbubble und Dada-Drag. Alles hier ist Pop, alles Kunst, alles Bühne. Musikalisch äußerst geschickt zwischen Chicago-Einflüssen, Börlin-Techno und breakig-experimenteller Verschachtelung, will man sich hier ganz offensichtlich von jeder limitierenden Genreform emanzipieren. Was in der Tat sauber durchgehalten wird. Zudem markieren die beatlos balladesken Stücke – „Proll-og“ mit opernhafter Stimmlichkeit über elektronischem Spinett und die neue Hauptstadt-Hymne „Berlin“ – echte Höhepunkte eines ohnedies extrem abwechslungsreichen Langspielers. Das Spiel mit den Ambivalenzen geschieht durchgängig eloquent und trickreich, immer mit ausholend theatraler Emphase und einer Sexyness zwischen Deutscher Staatsoper und KitKat-Club. „I go diagonal“, singt Aérea in „Arabxilla“, und es ist sicher kein Fehler, ihr auf diesem Weg zu folgen.
AÉREA NEGROT Arabxilla (Bpitch Control)
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