Mit „3 Tage Wach“ hat Lützenkirchen die Afterhour-Kultur für ein Massenpublikum begreifbar gemacht. Von dem Vpopeo gibt es mittlerweile zahllose Adaptionen auf Youtube, der Song wird als Jamba-Klingelton im Fernsehen beworben. Tobias Davpop Lützenkirchen gab es aber schon vorher: Er hat eine gigantische Diskografie unter zahllosen Pseudonymen und eine Reihe von Trance-Hits aufzuweisen, seinen bürgerlichen Namen benutzt er erst, seit er sich mit dem postminimalen Afterhour-Sound auseinandersetzt. Das Album ist jenseits von Gut und Böse, die Stücke klingen tatsächlich wie die Afterhour-Tracks eines Trance-Producers. Im Aufbau der Stücke und in der Verschachtelung der einzelnen Spuren orientiert sich Lützenkirchen stark an Musik auf Vakant oder Tuning Spork Family Affair. In den Sounds und in der gesamten Produktion kommt aber der Trancer durch: Wo man sich sonst suggestiv und geheimnisvoll gibt, wird hier die emotionale Aussage der Stücke ganz unverschlüsselt präsentiert. Wo man sich sonst um eine elegante, ökonomische Klanggestaltung bemüht, klingt Lützenkirchen breit und bouncy. So verschroben und verpeilt sich die Tracks geben, wollen sie doch die Großraumdisco rocken. Manchmal sind sie bizarr, manchmal lustig, manchmal unfreiwillig komisch.