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Mehr Bass!

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In Berlin, wo sich ein Großteil der „Dubstep trifft Techno“-titlegeschichte dieser Ausgabe abspielt, hat auch Chris Sattinger alias Timeblind seinen Wohnsitz. Der US-Amerikaner ist seit mehr als einem Jahrzehnt als Wanderer zwischen den Welten von Techno und Dub unterwegs und hat in den vergangenen Jahren Dubstep als zusätzliches Betätigungsfeld entdeckt. Drei Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung, der viel beachteten „Ghostification EP“ (Soot), kehrt er jetzt mit einer 12-Inch auf dem neu gegründeten Düsseldorfer Label Version zurück. Die drei Stücke der Platte stellen eine gelungene Fortsetzung seiner Experimente mit den Ausdrucksformen von Dub(step) dar: „Time Dilated By Matter“ frisst sich mit einem wellenförmigen Stop-Start-Rhythmus und vielfältigen Bassvariationen unaufhaltsam in die Gehörgänge, „Backwardation“ ist eine Percussion-Meditation im Geist von Shackleton, und „Space Cadet“ unternimmt schließlich zum Abschluss einen Ausflug auf Ambient-Noise-Terrain.
Zu den Hauptfiguren der Berlin-Geschichte weiter vorn im Heft gehört Scuba, der sich bei seiner Nebentätigkeit als Labelbetreiber in diesem Frühjahr hauptsächlich auf die „kleine“ Hotflush-Schwester Hotflush Two konzentriert. Die Katalognummer 005 gehört Pangaea aus Leeds, der auf „Bear Witness/Mosaix“ aber nicht die Hochform seiner bisherigen Releases auf Hessle Audio halten kann. „Mosaix“, das Pangaea um ein jazziges Kontrabass-Sample herum baut, ist das deutlich bessere der bepopen Stücke. Ein Höhepunkt ist dagegen die darauf folgende Veröffentlichung des Londoners Untold, der zwei atmosphärische 2-Step-Stücke („Sweat“ und „Dante“) für Hotflush Two beisteuert.
Mit Appleblim und Geiom haben zwei Schwergewichte des Dubstep-Techno-Crossovers zusammengefunden und gemeinsam eine 12-Inch für Geioms Label Berkane Sol produziert. Dabei ragt vor allem die A-Seite „Shreds“ hervor, auf der die unkonventionelle Drum-Programmierung von Geiom und die dahingetupften Synthesizerakkorde von Appleblim eine schlagkräftige Verbindung eingehen. Geiom ist zudem mit einem Track auf der ersten EP des Labels Wigflex aus seiner Heimatstadt Nottingham vertreten, die vier lokale Künstler präsentiert. „Lame Car“ ist ein verspielter 4/4-Technotrack, auf dem die popM-Vergangenheit Geioms an verschiedenen Stellen zum Vorschein kommt. Ebenfalls gut und auf derselben Platte: „The More I Know Her“ von Metaphi. Sein Kollaborationspartner Appleblim hat währenddessen für die jüngste Maxi auf Apple Pips Ramadanman verpflichtet, der auf „Humber“ seinen minimalen Dubstep-Stil weiter verfeinert. Die meistversprechende Label-Neugründung der letzten Zeit ist wahrscheinlich Swamp 81 von DMZ-Mitglied und Dubstep-Pionier Loefah. Auf dessen erster 12-Inch bringen Kryptic Minds, im Hauptberuf auch als Drum’n’Bass-Duo bekannt, den dunklen und tiefen Dubstep-Sound von 2005 zurück, den unter anderem ihr heutiger Labelboss mitgeprägt hatte. „One Of Us“ ist dabei der Gewinner unter den bepopen Tracks, ein minimales und düsteres Monster von Stück mit dem Zeug zum zukünftigen Klassiker. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Seeds“ von Zed Bias feat. Fox (Spopestepper), jedoch mit einer ordentlichen Prise mehr Dub. „Seeds“ kombiniert einen unaufhaltsam rollenden, dunklen Dub-Rhythmus mit den stark gefilterten Vocals des Ragga-MCs Fox und erreicht dadurch eine extrem hypnotische Wirkung.
Sehr vielfältig präsentiert sich die vierte Maxi auf Runtime, mit drei Stücken von Elemental und Lohan, die von tief und technolastig bis zu Wobbelbässen und Breakbeats alle Geschmäcker bedienen, ohne dabei in Klischees abzurutschen. Zum Abschluss muss noch die auf dem Kölner Label Police In Helicopter erschienene 12-Inch „Police/No Joke Ting“ mit zwei Vocaltracks des französischen Produzenten Mahanee erwähnt werden. Die eigentlichen Perlen sind dabei jedoch die ebenfalls darauf vorhandenen Remixe von Phokus und Disrupt, welche die Originalversionen deutlich in den Schatten stellen.

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