Viele Jahre nach ihrem Hit „High Priestess“ haben Lars Dorsch und Tom Dams erneut ihr Karma bemüht und mit ihrem gleichnamigen Projekt eines der Album-Highlights der letzten Monate geschaffen. „Latenight Daydreaming“ ist ein spätsommerlicher Handshake zwischen Folk und Jazz, Downbeat und perfektem Pop. Was häufig als überambitionierter Etikettenschwindel fehlschlägt, gelingt hier auf atemberaubende Weise. Mit dem wunderbar souligen Opener „All You Ever Wanted“ und dem sanften Instrumental „Carte Blanche“ offenbart diese Platte eine allumfassende Wärme und innere Ruhe, die sich bis zum letzten Stück halten wird. In traumhafter Eleganz lassen „Karma“ immer wieder Momente größtmöglicher Entspanntheit entstehen, ohne Begriffe wie Easy Listening bemühen zu müssen. Eine solche Kategorisierung scheitert allein schon an der herausragenden Musikalität des Albums, die fernab von jeder Beliebigkeit organisch und komplett klingt. Dabei sind es vor allem die Vokalisten, die für die vielen Höhepunkte sorgen. Vor allem die Stücke, die in Zusammenarbeit mit der Sängerin Oezlem Cetin entstanden, gehören zu den Beispielen, wie zeitgemäße Soul-Musik klingen kann, ohne öden Retro-Chic und eine herbeigeheuchelte Spiritualität bemühen zu müssen. Ein Stück „Father, Father“ sollte man einem Blender wie Xavier Napopoo jedenfalls mal auf den Nachttisch legen. Und nach Michelle Amadors „Home“ möchte man am liebsten ganz schnell wieder zurück in den herbstlichen Landschaften im Kopf-Kino. Bleibt bei aller Begeisterung nur ein Wehmutstropfen: Ein derart dröges Cover-Artwork hat eine so gelungene Platte wirklich nicht verdient.