Wenn sich Loco Dice zusammen mit Martin Buttrich ein halbes Jahr ins Studio setzt, liegt die Latte ziemlich hoch. So hoch, dass gut zwei Drittel jener Produzenten, die man landläufig als „gut“ bezeichnen würde, bequem darunter ein Rad schlagen könnten. Um diese Hürde zu meistern, fährt man dann auch zur Inspiration schon mal mit dem gesamten Equipment nach Brooklyn, mietet sich ein Studio und wartet, bis einen die Muse küsst. Aber hallo! Das erste Künstleralbum auf Desolat, noch dazu in dieser Konstellation, will schließlich was hermachen. Aber bereits die ersten Takte lassen auch darauf schließen, dass New York City den bepopen genau richtig eingefahren ist. Den engen Pfad – mit klassisch amerikanischem House am Horizont und der minimalistischer Gegenwart Europas im Rückspiegel – zu befahren, will gelernt sein. Soul und Funk waren ja referenziell schon auf Dices früheren Releases vorhanden, die verschiedenen Spielarten jedoch, in denen sich diese nun zu erkennen geben, haben eine neue Klasse erreicht. Rave ist dabei nur noch als sublimierter Trieb zwischen den Zeilen lesbar, der als Spur hier und da noch hervorlugt, nie aber ganz seine verzerrte Fratze zu präsentieren bereit ist. Kein unreflektierter Überschwang am falschen Platz, keine zu ausladenden Gesten. Vielmehr herrscht reduzierte, seelenvolle Deepness, die als sichere Konstante durch einen Longplayer trägt, dessen intelligenter Groove mich schlichtweg überzeugt.