Chicago, Baby! Roman Flügel fiept sich auf seiner zweiten LARJ-Platte hörbar beswingt durch das Baukastensystem klassischer House-Musik. Unten pumpt die Bassdrum, oben scheppert die Hihat, dazwischen hupen, perlen und piepen die Synthies durchs Bumm-Tschack-Raster. Alles wird regelmäßig mit der Handclap-Dusche abgebraust, und gelegentlich gibt’s einen Spritzer Electro dazu. Von Verzweiflung keine Spur bei den „Desperate Housemen“. Wertkonservatismus hat lange nicht so frisch geklungen. Noch sprudeliger wird es nur auf dem Titel-Track von Flügels zweiter Dial-Platte innerhalb weniger Monate. Was sich „Brasil“ nennt, muss natürlich Shaker-Geschacker, Perkussion und crazy Karnevalsgedüdel auffahren. Für Spaßvogel-DJs gibt es das zusätzlich noch als Version ohne Kick. Deutlich stoischer stampft das Marschlied „Damn Whistle“ los, das allerdings auf halbem Wege einen Aussichtspunkt auf eine romantische Vibraphonlandschaft bietet. Im „Bahia Blues Bootcamp“ wird schließlich Samba-Dance und Uptempo-Steel-Drumming am Computer geübt. Was nur bestätigt, dass der brasilianische Urwald durchwachsener ist als die Skyline-Achse Frankfurt-Chicago.
ROMAN FLÜGEL Desperate Housemen EP (Live At Robert Johnson 012) / Brasil (Dial 058)
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