Im Rückblick auf 2010 dürfte neben dem Hamburger Tensnake insbesondere Nicolas Jaar zu den prägendsten Namen im Kosmos elektronischer Tanzmusik gehören. Während ersterer der beiden Durchstarter mit seiner eigenen Variante von discoidem House es via Defected in halbwegs massenkompatible Kreise geschafft hat, ist zu vermuten, dass Nicolas Jaar mit seinem Debütalbum einen entgegengesetzten Weg gehen wird. Wer eine Fortführung des Sounds seiner Dancefloor-kompatiblen Produktionen wie „Mi Mujer” oder seiner formidablen Remixe für Kasper Bjørke, Ellen Allien oder jüngst Azari & III erwartet, könnte enttäuscht werden. Wie schon auf seinen beiden letzten EPs für Circus Company und Double Standard entfernt sich der 20-jährige New Yorker weiter vom Dancefloor. Space Is Only Noise will eindeutig daheim gehört werden. Das Spektrum reicht hierbei von experimenteller Elektronik über Downbeat-Nummern bis zu filmmusikartigen Tracks (eine gewisse Nähe zur Stimmung des letzten dOP-Albums ist unüberhörbar). Das Titelstück hat zwar durchaus das Potenzial, als Halftime-Bombe das ein oder andere DJ-Set im Club zu schmücken, ein House-Beat ist aber über melancholische 46 Minuten nicht auszumachen. Damit wird Jaar wohl kaum in der Lizensierungabteilung von Defected Eindruck schinden, aber es ist zu hoffen, dass er für eine große Menge an interessierten Hörern den Soundtrack für die kalte Jahreszeit geschaffen hat. Mich hat er bereits gepackt. Ein tolles Debüt.
NICOLAS JAAR Space Is Only Noise (Circus Company)
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