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SHIT ROBOT From The Cradle To The Rave (DFA)

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Den Tusch hat er sich verdient – mit fast vierzig Jahren veröffentlicht Marcus Lambkin, besser bekannt als Shit Robot, sein allererstes Album. Mit From The Cradle To The Rave landet der gebürtige Ire direkt einen Volltreffer, dank tatkräftiger Unterstützung des Koproduzenten James Murphy und der halben DFA-Familie. Aufgewachsen ist Lambkin in einem Dublin, in dem die Aussichten düster waren, noch kein „keltischer Tiger“ weit und breit. 1989 kam dafür Acidhouse auch in Dublin an, Hand in Hand mit Ecstasy. Plötzlich war alles anders. Drei Jahre später zog es den gelernten Schreiner nach New York. Dort avancierte er als DJ zu einer festen Größe im East Village. Gegen Ende des Jahrzehnts lernte er den späteren LCD-Soundsystem-Macher James Murphy kennen. Lambkins Laden, die Plant Bar, war jahrelang das Wohnzimmer der DFA-Clique. Und er als Schreiner war es, der das DFA-Studio bauen sollte. Doch eigene Tracks brachte er nie zustande. Er habe zu viel gekifft und die Dinge permanent vor sich her geschoben, gibt er heute zu. Der Produzent Shit Robot ward erst geboren, nachdem er seiner Frau wegen nach Deutschland gezogen war. Das war 2004. Seitdem lebt Lambkin in einem Dorf im schönen Schwabenland, im Schloss seiner Frau.

Bis zum Erscheinen von From The Cradle To The Rave bestand die Shit-Robot-Diskografie aus gerade mal vier Maxis und ein paar Remixen. Falls sich Marcus Lambkin vom schwäbischen Fleiß inspirieren ließ, dann manifestierte sich dieser Einfluss jedenfalls nicht in mehr Output. Dafür fliegt der Shit Robot nun mit Lichtgeschwindigkeit durch die Clubmusik-Äonen. Kraftwerk, Acidhouse, DFA-Dancepunk, Boogie, Eurodisco, Bleep-Rave, Chicago-House, 12Bit-Electropop – From The Cradle To The Rave ist all dies. Nie wird die DJ-Perspektive verlassen, doch gleichzeitig weiß Marcus Lambkin, wie ein Popsong funktioniert. Den Part des Vokalisten übernimmt er auf zwei Stücken selbst, ansonsten steht ihm eine schillernde Gästeschar zur Seite. Alexis Taylor singt mit dem fragilen „Losing My Patience“ den Song, den man sich von Hot Chip bis jetzt vergeblich gewünscht hat, Ian Svenonious – einst bei der Dischord-Hardcore-Band Nation Of Ulysses – taucht mit seinem Beitrag „Simple Things“ in die Chicago-House-Welt ein, einzig Juan McLean verdirbt auf „Grim Reaper“ mit seinem postpunkigen Genöle den Spaß. Der Gewinner dieses an Höhepunkten reichen Albums ist aber „Take’em Up“, eine uplifting Boogiepop-Nummer, die nicht zuletzt dank des Gesangs von Nancy Whang so hinreißend ist.

„In gewisser Weise laufe ich noch immer diesem Gefühl von ’89 hinterher, diesem Gefühl der Pillen, des Schweißes“, gibt Marcus Lambkin zu Protokoll. Seine Zielsetzung war eigentlich ganz pragmatisch: „Ich möchte debile Musik machen, zu der die Leute tanzen und sich betrinken können.“ Sagt er. In Wirklichkeit ist From The Cradle To The Rave schlicht grandios.

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