Über das erste musikalische Lebenszeichen von Oval seit fast zehn Jahren ließe sich viel schreiben. Man könnte erklären, wie es schön antiquiert auf einem alten PC arrangiert wurde. Man könnte beschreiben, wie Markus Popp Instrumente wie Gitarre oder Schlagzeug eingespielt hat und sie anschließend filigran mit billigen Plug-ins zu dynamisch organischer Elektronik verwebte. Aber ist das wirklich wichtig? Muss man all das wissen, um dem Zauber seiner Musik zu verfallen? Sein genial abstrakter Kammermusik-Laptop-Pop wirkt auch ohne Hintergrund-Wissen magisch. Er ist flirrend, romantisch, quietschend und immer auf Harmonie aus. Die infantile Art und Weise, wie Popp seine Melodien erklimpert, dabei stets deep bleibt, immer viel Interpretationsspielraum lässt, den Lofi-Weg nie verlässt und trotzdem so klingt wie ein minimal aufspielendes Computerorchester, ist so intensiv, dass es völlig egal ist, wie all das entstanden ist. Musik, die für sich selbst spricht – frei von Klischees und jenseits von elektronischem Schubladen-Denken. Satte siebzig Trackminiaturen sind auf der zwischen Melancholie und Frohsinn mäandernden Doppel-CD. Dazu gibt es doppelt so viele Ideen, denn jedes Stück arbeitet mit mindestens zwei kompositorischen Einfällen, ohne zu verkrampfen. Zulegen, einlegen, abtauchen – mehr bleibt nicht zu sagen.
OVAL O (Thrill Jockey)
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